Deutschlands Innovationskraft im internationalen Vergleich unter Druck

September 18, 2024
18.09.2024
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BDI: Deutschlands Innovationsfähigkeit erodiert weiter

Die Innovationsfähigkeit Deutschlands hat laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Unternehmensberatung Roland Berger im Vergleich zu anderen Ländern weiter abgenommen. Im Innovationsindikator 2024, der 35 Volkswirtschaften analysiert, belegt Deutschland nun den 12. Platz und hat damit im Vergleich zum Vorjahr zwei Plätze verloren. Der Indikatorwert für Deutschland ist zwar nur leicht von 45 auf 43 Punkte gesunken, jedoch haben andere Länder ihre Innovationsanstrengungen verstärkt und sind dadurch aufgerückt.

In einzelnen Schlüsseltechnologien hat Deutschland ebenfalls an Boden verloren, konnte jedoch insgesamt über alle betrachteten Technologien den 7. Rang halten. In der Kategorie „Nachhaltig Wirtschaften“ belegt Deutschland, wie in den Vorjahren, den 3. Platz.

Der Innovationsindikator, dessen aktuelle Ausgabe am 18. September 2024 in Berlin vorgestellt wurde, analysiert die Entwicklung der Innovationsfähigkeit wichtiger Volkswirtschaften seit 2005. Die obersten zehn Ränge werden von kleineren Nationen dominiert, die sich auf spezifische Technologien spezialisiert haben. An der Spitze steht die Schweiz, gefolgt von Singapur und Dänemark. Im Vergleich der großen Industrieländer führt Südkorea mit dem 11. Gesamtrang, während Deutschland an zweiter Stelle unter den großen Volkswirtschaften steht, gefolgt von Großbritannien (13. Platz), den USA (18. Platz) und Frankreich (21. Platz). China, das in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich Fortschritte gemacht hat, liegt aufgrund der Corona-Krise im Gesamtranking nur auf Platz 25.

Die gute Platzierung Deutschlands unter den großen Industrieländern ist auf ein ausgewogenes Innovationssystem zurückzuführen, das in allen Teilprozessen der Innovationsentstehung und -nutzung gute Werte erzielt. Besonders stark ist Deutschland im Bereich der Wissensgenerierung, was auf die Bemühungen der Innovationspolitik zurückzuführen ist, die Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) zu erhöhen. Im Jahr 2017 wurde das Ziel von 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreicht, für 2025 wird ein Ziel von 3,5 Prozent angestrebt.

Jedoch gibt es auch Schwächen, insbesondere im Bereich des Transfers von Wissen in Innovationen. Gründe hierfür sind unter anderem die ungünstige Situation bei der Fachkräftegewinnung, die weiterhin niedrigen Wagniskapitalinvestitionen sowie eine im internationalen Vergleich geringe staatliche Förderung betrieblicher FuE-Aktivitäten.

BDI-Präsident Siegfried Russwurm betont, dass die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Kern von der Innovationsfähigkeit abhängt. Er fordert, dass Unternehmen in Innovation investieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehören niedrigere Energiepreise, effiziente Verwaltungsverfahren und wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern. Eine mutige Schwerpunktsetzung bei der staatlichen FuE-Finanzierung sowie bessere Bedingungen für Start-ups sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung.

In der Kategorie Schlüsseltechnologien belegt Deutschland erneut den 7. Platz. Besonders gut schneidet das Land bei Technologien für die Kreislaufwirtschaft (1. Platz), innovativer Produktionstechnologie (2. Platz) und Energietechnologien (3. Platz) ab. In der digitalen Vernetzung belegt Deutschland jedoch nur den 10. Platz, während es in der Biotechnologie sogar nur Rang 17 erreicht. Diese Entwicklungen könnten langfristig zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit führen.

Die Stagnation in der Innovationsfähigkeit ist besorgniserregend, da Deutschland als führende europäische Volkswirtschaft im Zentrum globaler Veränderungen steht. Stefan Schaible, Global Managing Partner bei Roland Berger, betont, dass deutsche Unternehmen in besonderem Maße auf Innovationen angewiesen sind, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Er fordert langfristige, verlässliche und stringente Rahmenbedingungen, um Planungs- und Investitionssicherheit zu gewährleisten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland trotz einer nach wie vor starken Position in bestimmten Schlüsseltechnologien vor Herausforderungen steht. Um die Innovationsfähigkeit zu sichern und auszubauen, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die sowohl die Rahmenbedingungen für Unternehmen als auch die Förderung von Forschung und Entwicklung betreffen. Die Ergebnisse des Innovationsindikators 2024 verdeutlichen die Notwendigkeit, in die Innovationskraft zu investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem globalen Markt zu erhalten.

Quellen: Finanzen.net, MarketScreener, Presseportal, Roland Berger.

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