WOCHENAUSBLICK: Gute Rahmenbedingungen den Dax - aber kein Grund für Euphorie
In der vergangenen Woche sorgte die US-Notenbank Fed mit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte für Aufsehen, was die Märkte weltweit in Bewegung versetzte. Der Dax erreichte daraufhin ein neues Rekordhoch und konnte sich aus der vorherigen Unsicherheit vor der Zinsentscheidung befreien. Diese Entwicklung hat nicht nur die kurzfristigen Aussichten verbessert, sondern auch die Hoffnungen auf ein starkes Schlussquartal angeheizt.
Der technische Analyst Jörg Scherer von HSBC weist darauf hin, dass die Performance des Dax im vierten Quartal tendenziell besser ausfällt, wenn der Index bis Ende September Kursgewinne verzeichnet. Statistiken zeigen, dass es seit 1988 in 21 Fällen zu einem Anstieg von durchschnittlich 8,45 Prozent in den letzten drei Monaten des Jahres kam, wenn der Dax zuvor Gewinne erzielt hatte.
Zusätzlich zu den positiven Entwicklungen im September gibt es historische Muster, die auf eine gute Kursentwicklung in Jahren mit Präsidentschaftswahlen in den USA hinweisen. Diese Faktoren könnten die Zuversicht der Anleger stärken und zu einer positiven Marktstimmung beitragen.
Dennoch gibt es auch Gründe für eine vorsichtige Einschätzung. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, betont, dass das bereits erreichte Kursniveau eine eingepreiste Erwartungshaltung widerspiegelt. Der Konsens unter den Marktteilnehmern war, dass die Geldpolitik im Sommer oder Herbst mit Lockerungen beginnen würde, was nun eingetreten ist.
Ein weiterer Aspekt, der die Euphorie dämpfen könnte, ist die Rückkehr attraktiver Anlagemöglichkeiten auf den Anleihemärkten. Nach Jahren niedriger Zinsen bieten diese nun wieder interessante Renditen, die einen Teil des Anlegervermögens abziehen könnten. Analyst Jes Herdack von der Weberbank empfiehlt, die aktuellen Renditen für Anleihen mit mittleren bis längeren Laufzeiten zu nutzen, bevor diese aufgrund der bevorstehenden Entscheidungen der Notenbanken wieder sinken.
Zusätzlich könnten negative Wirtschaftsnachrichten die Stimmung am Aktienmarkt belasten. Besonders der bevorstehende Ifo-Geschäftsklimaindex, der voraussichtlich ein düsteres Bild der deutschen Wirtschaft zeichnen wird, könnte die Marktteilnehmer verunsichern. Kater prognostiziert, dass der Abwärtstrend des Ifo-Geschäftsklimaindex im September fortgesetzt wird, was sich negativ auf die Unternehmensstimmung auswirken könnte.
Die jüngste Gewinnwarnung von Mercedes-Benz verdeutlicht, dass negative Nachrichten von großen Dax-Unternehmen jederzeit möglich sind und die Marktstimmung schnell kippen können. Diese Unsicherheiten sollten Anleger im Hinterkopf behalten, auch wenn die Rahmenbedingungen momentan günstig erscheinen.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Rahmenbedingungen für den Dax zwar positiv sind, jedoch kein Grund für übermäßige Euphorie besteht. Die Marktteilnehmer sollten die Entwicklungen genau beobachten und sich auf mögliche Veränderungen einstellen.
Quellen: dpa-AFX, HSBC, Dekabank, Weberbank