Migration Pay Gap: Gehaltsunterschiede zwischen einheimischen und ausländischen Beschäftigten in Deutschland

September 17, 2024
17.09.2024
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Gehaltsschere: So leiden ausländische Beschäftigte unter dem Migration Pay Gap

In Deutschland gibt es eine signifikante Gehaltsunterschiede zwischen inländischen und ausländischen Beschäftigten. Diese Unterschiede sind nicht nur eine Frage der Qualifikation oder Berufserfahrung, sondern auch stark von der Staatsangehörigkeit abhängig. Der Migration Pay Gap beschreibt die Lohnunterschiede, die trotz gleicher Arbeit und vergleichbarer Qualifikationen zwischen deutschen Arbeitnehmern und Migranten bestehen. Laut der Bundesagentur für Arbeit betrug im Jahr 2019 das durchschnittliche Bruttogehalt von ausländischen Vollzeitbeschäftigten etwa 2.600 Euro, was rund 25 Prozent weniger ist als das durchschnittliche Gehalt ihrer deutschen Kollegen, die etwa 3.500 Euro verdienten.

Gehaltsunterschiede zwischen Deutschen und Migranten: Die Ursachen

Die Ursachen für den Migration Pay Gap sind vielfältig. Ein wesentlicher Faktor ist das unterschiedliche Erfahrungsniveau. Viele Migranten sind jünger und haben daher oft weniger Berufserfahrung, was sich negativ auf ihr Gehalt auswirkt. Statistiken zeigen, dass 37 Prozent der ausländischen Beschäftigten im Niedriglohnsektor tätig sind, während dies nur für 16 Prozent der deutschen Arbeitnehmer zutrifft.

Ein weiteres Problem ist die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. Viele Migranten haben Abschlüsse, die in Deutschland nicht oder nur schwer anerkannt werden. Dies führt dazu, dass sie oft in Berufen arbeiten, die nicht ihrem Qualifikationsniveau entsprechen. Sprachbarrieren sind ein zusätzliches Hindernis. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt, dass ausländische Arbeitnehmer die deutsche Sprache auf einem Niveau beherrschen müssen, das dem ihrer deutschen Kollegen entspricht, um ähnliche Gehälter zu erzielen.

Mit zunehmender Aufenthaltsdauer in Deutschland verringert sich jedoch der Lohnabstand zwischen Migranten und Deutschen. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass Migranten in den ersten zwei Jahren nur 55 bis 61 Prozent des durchschnittlichen Verdienstes ihrer deutschen Kollegen erhalten. Nach zehn Jahren Aufenthalt erreichen sie jedoch etwa 90 Prozent des Durchschnittseinkommens der Deutschen.

Der Migration Pay Gap: Gleiche Arbeit, weniger Geld

Ein besonders besorgniserregender Aspekt des Migration Pay Gap ist, dass selbst bei identischen Arbeitsbedingungen und Qualifikationen eine Lohnlücke von etwa sechs Prozent besteht. Diese Diskrepanz könnte auf Diskriminierung zurückzuführen sein. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezeichnet diese Lohnlücke als Migration Pay Gap, analog zum Gender Pay Gap, der die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen beschreibt.

Internationale Studien zeigen, dass dieses Phänomen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit verbreitet ist. Eine Untersuchung der International Labour Organization (ILO) hat ergeben, dass Migranten in 49 Ländern im Durchschnitt 13 Prozent weniger verdienen als Einheimische. In der Europäischen Union liegt dieser Unterschied bei etwa neun Prozent, wobei vor allem weibliche Migranten von dieser Diskriminierung betroffen sind.

Maßnahmen zur Bekämpfung des Migration Pay Gap

Um den Migration Pay Gap zu verringern, gibt es verschiedene Ansätze. Experten empfehlen ausländischen Arbeitnehmern, sich kontinuierlich weiterzubilden und Sprachkurse zu besuchen, um ihre Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern. Darüber hinaus sollten Betroffene, die Diskriminierung erfahren, Unterstützung von Gewerkschaften oder Antidiskriminierungsstellen in Anspruch nehmen. Eine erfolgreiche Intervention hängt oft von konkreten Anhaltspunkten für eine ungleiche Bezahlung ab.

Es ist wichtig, dass die Gesellschaft und die Politik das Bewusstsein für diese Problematik schärfen und Maßnahmen ergreifen, um Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Der Migration Pay Gap ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem, das einer umfassenden Lösung bedarf.

Fazit

Der Migration Pay Gap stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Integration von Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt dar. Trotz vergleichbarer Qualifikationen und Tätigkeiten verdienen ausländische Beschäftigte oft deutlich weniger als ihre deutschen Kollegen. Um die Lohnungleichheit zu bekämpfen, sind sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Anstrengungen erforderlich. Bildung, Anerkennung von Qualifikationen und eine klare Positionierung gegen Diskriminierung sind entscheidend, um eine gerechtere und inklusivere Arbeitswelt zu schaffen.

Die weiteren Forschungen und Maßnahmen, die auf eine Reduzierung des Migration Pay Gap abzielen, sind unerlässlich, um die Gleichbehandlung aller Arbeitnehmer zu gewährleisten und die wirtschaftliche Teilhabe von Migranten zu fördern.

Quellen:

  • Bundesagentur für Arbeit
  • Institut der deutschen Wirtschaft Köln
  • Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
  • International Labour Organization (ILO)
  • Antidiskriminierungsstelle des Bundes
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