Militärische Lage in der Ostukraine bleibt angespannt

September 20, 2024
20.09.2024
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Ukraine bleibt trotz Gegenoffensive in Bedrängnis

MOSKAU/KIEW - Die militärische Lage in der Ostukraine bleibt angespannt, während die ukrainischen Streitkräfte trotz ihrer Gegenoffensive weiterhin unter Druck stehen. Die Frontlinie westlich der von russischen Kräften besetzten Großstadt Donezk hat sich in den letzten Monaten bewegt, wobei die russischen Truppen langsam, aber stetig vorankommen. Seit Jahresbeginn haben sie mehr als 30 Kilometer Terrain gewonnen, was zwar keinen entscheidenden Durchbruch darstellt, jedoch das Selbstvertrauen der ukrainischen Verteidiger beeinträchtigt.

Die ukrainischen Streitkräfte sehen sich gezwungen, Dorf um Dorf aufzugeben. Die Gebiete, die von den russischen Angreifern eingenommen werden, sind oft stark zerstört, mit zerbombten Häusern und verwüsteten Landschaften. Diese Zerstörung ist das Ergebnis eines anhaltenden und brutalen Krieges, der seit 2014 andauert.

Hintergründe der Frontbewegung

Die Gründe für das Wanken der Frontlinie sind vielfältig. Zunächst überschätzte Kiew seine militärischen Kapazitäten und startete nach verspäteten westlichen Panzerlieferungen eine Offensive zur Befreiung der Südukraine. Diese Offensive stieß jedoch auf gut vorbereitete russische Verteidigungslinien und führte zu hohen Verlusten ohne nennenswerte Erfolge.

Ein weiterer schwerwiegender Faktor war die Blockade der US-Militärhilfen durch die Republikaner im Kongress. Diese Blockade führte dazu, dass Kiew monatelang auf dringend benötigte Waffen und Munition verzichten musste. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gab kürzlich zu, dass die Ukraine in dieser Zeit praktisch alle verfügbaren Reserven aufgebraucht habe, um die Front zu halten. Dies führte zur Niederlage der strategisch wichtigen Festung Awdijiwka, die seit 2014 als Bollwerk gegen russische Angriffe galt.

Neue Herausforderungen durch russische Taktiken

Zusätzlich zu den bereits bestehenden Herausforderungen hat Russland neue Taktiken entwickelt, um die ukrainischen Verteidiger weiter unter Druck zu setzen. Eine dieser Taktiken ist der Einsatz von Gleitbomben, die aus großer Entfernung abgeworfen werden können und für die ukrainische Luftabwehr schwer abzufangen sind. Diese Gleitbomben haben sich als äußerst effektiv erwiesen und haben zur Zerstörung wichtiger Verteidigungsanlagen beigetragen.

Die Ukraine fordert daher verstärkt die Lieferung von weitreichenden westlichen Waffen, um gezielte Angriffe auf russische Militärstandorte zu ermöglichen. Diese Angriffe könnten dazu beitragen, die russischen Luftangriffe auf ukrainische Stellungen zu reduzieren und das militärische Gleichgewicht zu verbessern.

Die Situation in Pokrowsk

Die Verteidigungslinien der Ukraine sind mittlerweile nur noch 5 bis 10 Kilometer von der Ortschaft Pokrowsk entfernt, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt für die ukrainischen Streitkräfte. Der Verlust von Pokrowsk hätte nicht nur militärische, sondern auch sozioökonomische Auswirkungen, da die Region durch Kohleabbau wirtschaftlich bedeutend ist. Der Generalmajor Christian Freuding, der kürzlich in Kiew war, berichtete von einem hohen Druck auf die ukrainischen Verteidiger in der Region Donbass, die gezwungen sind, sich zurückzuziehen.

Internationale Unterstützung und Diplomatie

Internationale Finanzhilfen zur Unterstützung der Ukraine sind in Aussicht. Die EU und die G7-Staaten haben Mechanismen entwickelt, um Gelder im mittleren zweistelligen Milliardenbereich bereitzustellen. Deutschland spielt dabei eine führende Rolle. Gleichzeitig wird die Diplomatie neu belebt, um einen möglichen Friedensprozess zu fördern.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine Friedenskonferenz vorgeschlagen, um über Wege zu diskutieren, wie aus der aktuellen Kriegssituation schneller ein Frieden werden kann. Die Reaktionen aus dem Kreml waren jedoch zurückhaltend, und es bleibt unklar, ob ein solcher Prozess tatsächlich in naher Zukunft realisiert werden kann.

Ausblick auf den kommenden Winter

Die Ukraine steht vor einem weiteren schwierigen Winter, während die russischen Angriffe auf die Infrastruktur und Energieversorgung zunehmen. Die ukrainische Führung ist sich bewusst, dass die russische Gesellschaft möglicherweise nicht unter dem Druck eines langen Krieges zusammenbrechen wird. Der Generalmajor Freuding betont, dass Russland eine eigene Strategie verfolgt und nicht so schnell aufgeben wird.

Insgesamt bleibt die militärische Lage in der Ukraine angespannt, und die Herausforderungen für die ukrainischen Streitkräfte nehmen zu. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich der Konflikt weiterentwickelt und ob es der Ukraine gelingt, ihre Position zu stabilisieren oder gar zu verbessern.

Die Situation bleibt dynamisch, und sowohl militärische als auch diplomatische Entwicklungen werden weiterhin genau beobachtet.

Quellen: dpa-AFX, boerse.de, Blick.ch

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