Ex-VW-Chef Herbert Diess äußert sich zu der Krise beim Autobauer und befürwortet die Sparmaßnahmen

Herbert Diess, der frühere Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, hat sich in einem Interview mit dem Magazin „Stern“ zur aktuellen Krise des Unternehmens geäußert. In seinen Aussagen betont er die Notwendigkeit zusätzlicher Sparmaßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers zu sichern. Diess, der bis zum Sommer 2022 an der Spitze des Unternehmens stand, sieht die Herausforderungen, vor denen Volkswagen steht, als gravierend an.

Die deutsche Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, insbesondere durch die Umstellung auf Elektromobilität und die steigenden Anforderungen an CO₂-Emissionen. Diess kritisierte die deutsche Politik für ihre Rolle in dieser Transformation und stellte fest, dass viele wichtige Fragen offen blieben. „Die deutsche Politik spielt in dieser Transformation eine unglückliche Rolle, weil sie viele Dinge offenlässt“, erklärte er. Dies beziehe sich insbesondere auf die Unsicherheit bezüglich der Förderung von Elektrofahrzeugen und die unzureichende Ladeinfrastruktur, die für den Erfolg der Elektromobilität entscheidend ist.

Die Herausforderungen für Volkswagen werden 2024 voraussichtlich noch größer, da dann neue EU-weite CO₂-Flottenziele in Kraft treten. Diess äußerte Bedenken, dass es für viele Hersteller nahezu unmöglich sein wird, diese Vorgaben zu erfüllen. „Die Flottenziele fürs nächste Jahr führen zu einer extrem angespannten Situation“, warnte er. Er bezweifelt, dass es zu einer Änderung dieser Vorgaben kommen wird, was die Situation für Volkswagen und andere Hersteller zusätzlich erschwert.

In seinem Gespräch mit „Stern“ forderte Diess, dass Volkswagen „Hausaufgaben machen“ müsse, um die Produktivität und Effizienz zu steigern. Er betonte, dass besonders die deutschen Standorte von den notwendigen Einsparungen betroffen seien, und dass diese Themen lange Zeit vernachlässigt wurden. Dies spiegelt sich auch in den jüngsten Entscheidungen des aktuellen Konzernchefs Oliver Blume wider, der Werksschließungen und Entlassungen angekündigt hat, um die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.

Die Situation bei Volkswagen ist nicht nur das Ergebnis interner Unternehmensentscheidungen, sondern auch das Resultat externer Marktbedingungen. Der Absatz von Fahrzeugen in China, einem der wichtigsten Märkte für Volkswagen, hat sich stark verschlechtert. Die Konkurrenz durch lokale Hersteller, die zunehmend Marktanteile gewinnen, stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Diess wies darauf hin, dass die Unsicherheiten in der Branche und die sich ändernden Kundenbedürfnisse eine schnelle Anpassung der Unternehmensstrategie erfordern.

Zusätzlich zu den Herausforderungen im internationalen Wettbewerb sieht Diess auch interne Probleme, die die Umsetzung notwendiger Veränderungen erschweren. Die starke Arbeitnehmervertretung und die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland könnten die Umsetzung von Sparmaßnahmen und strukturellen Veränderungen behindern. „Das sind Themen, die man lange vor sich hergeschoben hat“, so Diess. Die Notwendigkeit, sich auf die Zukunft vorzubereiten und die Effizienz zu steigern, sei dringender denn je.

Die Diskussion um die Sparmaßnahmen und die Zukunft von Volkswagen wird weiterhin von verschiedenen Interessengruppen begleitet. Der Betriebsrat und die Gewerkschaften haben bereits auf die angekündigten Maßnahmen reagiert und betonen, dass sie sich gegen mögliche Entlassungen und Standortschließungen zur Wehr setzen werden. Diese Auseinandersetzungen könnten die Umsetzung der Sparpläne zusätzlich erschweren und die ohnehin angespannte Situation im Unternehmen weiter komplizieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Herbert Diess in seinem Interview die dringende Notwendigkeit weiterer Sparmaßnahmen bei Volkswagen unterstrichen hat. Die Herausforderungen, vor denen der Konzern steht, sind vielfältig und erfordern sowohl interne als auch externe Anpassungen. Die Zukunft von Volkswagen hängt maßgeblich davon ab, wie erfolgreich das Unternehmen in der Lage ist, auf die sich verändernden Marktbedingungen zu reagieren und gleichzeitig die Interessen der Beschäftigten zu berücksichtigen.

Die Aussagen von Diess und die derzeitige Situation bei Volkswagen werfen ein Licht auf die komplexen Herausforderungen, mit denen die deutsche Automobilindustrie konfrontiert ist. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, wie sich Volkswagen in diesem dynamischen Umfeld behaupten kann.

Quellen: Finanzen.net, Business Insider, Motor1.