Wahlkampfendspurt in Thüringen und Sachsen

August 30, 2024
30.08.2024
4 Minuten
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Wahlkampf in Thüringen und Sachsen geht in den Endspurt

DRESDEN/ERFURT - Kurz vor den Landtagswahlen am kommenden Sonntag zeigt eine aktuelle Umfrage des ZDF-Politbarometers, dass die AfD in Thüringen als stärkste Kraft gilt, während die CDU in Sachsen mit einem Wahlsieg rechnen kann. Diese Ergebnisse stammen aus einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen, die im „heute journal“ veröffentlicht wurde.

Heute, am Freitag, mobilisieren die Parteien ihre letzten Kräfte, um Wählerstimmen zu gewinnen. Spitzenpolitiker der Bundesparteien reisen zu den abschließenden Kundgebungen in die beiden Bundesländer. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird gemeinsam mit der sächsischen SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping in Chemnitz erwartet, um den Wahlkampfabschluss der Sozialdemokraten zu unterstützen.

Vorfall bei Wahlkampfveranstaltung

Ein Vorfall sorgte kurz vor dem Wahlsonntag für Aufregung: Bei einer Veranstaltung von Sahra Wagenknecht, der Gründerin des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), wurde sie mit einer roten Flüssigkeit bespritzt. Wagenknecht wurde leicht getroffen, setzte jedoch nach einer kurzen Unterbrechung ihren Auftritt fort. Ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete, dass ein Tatverdächtiger von Sicherheitskräften zu Boden gedrückt und mit Handschellen abgeführt wurde.

Umfrageergebnisse in Thüringen

In Thüringen liegt die AfD laut ZDF-Politbarometer bei 29 Prozent, gefolgt von der CDU mit 23 Prozent und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 18 Prozent. Die Linke, die in Thüringen von Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten vertreten wird, kommt auf 13 Prozent. Die SPD könnte 6 Prozent erhalten, während die Grünen mit 4 Prozent den Einzug in den Landtag verpassen könnten. Die restlichen Parteien kommen zusammen auf 7 Prozent, wobei keine Partei die 3-Prozent-Hürde überschreiten würde.

Die Umfrage deutet darauf hin, dass eine Koalition aus CDU, BSW und SPD eine knappe Mehrheit bilden könnte. Alternativen wie eine Koalition aus AfD und CDU oder AfD und BSW wären theoretisch möglich, wurden jedoch von den beteiligten Parteien ausgeschlossen. Zudem gaben 29 Prozent der Befragten an, noch unsicher zu sein, wen sie wählen möchten.

Situation in Sachsen

In Sachsen führt die CDU, die unter Ministerpräsident Michael Kretschmer regiert, mit 33 Prozent vor der AfD, die auf 30 Prozent kommt. Die Linke würde mit 4 Prozent nicht in den Landtag einziehen, während die Grünen und die SPD jeweils 6 Prozent erreichen könnten. Das BSW liegt bei 12 Prozent, und die übrigen Parteien kommen zusammen auf 9 Prozent.

In Sachsen gibt es ebenfalls verschiedene Koalitionsmöglichkeiten. Neben einer Fortsetzung der Regierung aus CDU, Grünen und SPD könnte auch ein Bündnis aus CDU und BSW eine knappe Mehrheit bilden. Eine Koalition aus CDU und AfD wurde von der CDU jedoch ausgeschlossen. Auch hier sind 24 Prozent der Befragten noch unentschlossen.

Einfluss von aktuellen Ereignissen

Die Umfrageergebnisse haben sich seit dem letzten Politbarometer am 23. August kaum verändert, trotz des mutmaßlich islamistischen Anschlags in Solingen, bei dem drei Menschen getötet und mehrere verletzt wurden. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, befindet sich in Untersuchungshaft.

Wahlumfragen sind grundsätzlich mit Unsicherheiten behaftet. Nachlassende Parteibindungen und kurzfristige Wahlentscheidungen erschweren die Datenauswertung für Meinungsforschungsinstitute. Umfragen spiegeln lediglich das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine verlässlichen Prognosen für den Wahlausgang.

Meinungsforschung und Unsicherheiten

Der Meinungsforscher Manfred Güllner, Gründer des Instituts Forsa, äußerte, dass der Ausgang der Wahlen in Sachsen und Thüringen schwer vorherzusagen sei. Der Einfluss des Anschlags auf die Wahlergebnisse sei unklar. Güllner betonte, dass die beiden Ministerpräsidenten, Ramelow und Kretschmer, bei den Wählern beliebt seien, jedoch auch Anhänger anderer Parteien nicht unbedingt für die Amtsinhaber stimmen würden. Dies führe zu einer großen Unsicherheit, ob die vor der Wahl gemessenen Stimmungen in Stimmen umschlagen.

Taktisches Wählen im Fokus

Politologe Hans Vorländer von der TU Dresden erwartet, dass die CDU in Sachsen von der Migrationsdebatte profitieren könnte. CDU-Bundeschef Friedrich Merz und Ministerpräsident Kretschmer hätten das Thema aktiv gesetzt, was der CDU helfen könnte, ihre Position zu stärken. Dennoch bleibt abzuwarten, ob dies ausreicht, um die AfD zu übertreffen.

In diesem Jahr gibt es besonders viele unentschiedene Wähler, was taktisches oder strategisches Wählen begünstigt. Wähler könnten darüber nachdenken, ob sie die CDU als stärkste Kraft unterstützen oder eher Grünen und SPD helfen wollen, um zu verhindern, dass die CDU mit dem BSW in Koalitionsgespräche eintreten muss.

Die Wahlen in Thüringen und Sachsen versprechen, spannend zu werden, während die Parteien ihre letzten Anstrengungen unternehmen, um Wähler zu mobilisieren und ihre Botschaften zu verbreiten.

Quellen: dpa-AFX, ZDF-Politbarometer, Forschungsgruppe Wahlen

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