Wochenausblick: Zinspolitik könnte Dax weiter anschieben - Nvidia-Realitätscheck
Die kommenden Tage könnten für den deutschen Aktienmarkt von entscheidender Bedeutung sein, da die Erwartungen an Zinssenkungen sowohl in den USA als auch in Europa die Stimmung der Anleger prägen. Der DAX, der am Freitag bei 18.633 Punkten schloss und einen Anstieg von 0,76 % verzeichnete, könnte durch positive geldpolitische Signale weiter an Fahrt gewinnen. Die US-Notenbank, unter der Leitung von Jerome Powell, hat beim Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole, Wyoming, angedeutet, dass eine Anpassung der Geldpolitik bevorsteht.
Die Aussicht auf Zinssenkungen hat die Zuversicht der Anleger gestärkt, insbesondere nachdem Powell erklärte, dass die Inflation auf dem Weg zur Zielmarke von zwei Prozent sei. Diese Entwicklung könnte die Federal Reserve dazu veranlassen, im September den Zinssenkungszyklus einzuleiten, was seit mehr als vier Jahren nicht mehr geschehen ist. Analysten spekulieren, dass die Fed möglicherweise eine größere Zinssenkung von 0,50 Prozentpunkten in Betracht ziehen könnte, anstatt der zuvor erwarteten 0,25 Prozentpunkte. Powell betonte jedoch, dass der Zeitpunkt und das Tempo von Zinssenkungen von weiteren Wirtschaftsdaten abhängen.
Die Reaktionen auf die jüngsten Arbeitsmarktdaten in den USA, die schlechter ausfielen als erwartet, haben die Erwartungen an Zinssenkungen zusätzlich angeheizt. Der DAX hat sich seit dem Kursrutsch zu Beginn des Monats um mehr als 1.600 Punkte erholt, was auf eine positive Marktstimmung hindeutet. Diese Erholung könnte sich in der kommenden Woche fortsetzen, insbesondere wenn die Anleger auf die bevorstehenden Unternehmenszahlen von Nvidia warten.
Nvidia, ein führendes Unternehmen im Bereich Künstliche Intelligenz und Computerchips, wird am Mittwochabend nach US-Börsenschluss seine Quartalszahlen veröffentlichen. Die Analysten der Barclays Bank betrachten diesen Bericht als einen entscheidenden Realitätscheck für den Technologiesektor und die Märkte insgesamt. Nvidia hat in den letzten Monaten ein bemerkenswertes Wachstum verzeichnet und könnte mit seinen Zahlen sowohl die Erwartungen der Anleger übertreffen als auch den globalen Technologiesektor ankurbeln.
Die Aktie von Nvidia hat sich zuletzt stark erholt und nähert sich ihrem Rekordhoch, das im Juni erreicht wurde. Die Quartalszahlen werden Aufschluss über die Nachfrage nach KI-Chips geben und die Wachstumsperspektiven des Unternehmens beleuchten. Marktbeobachter haben festgestellt, dass Investoren in der zurückliegenden Berichtssaison die Ausgaben der Unternehmen kritischer unter die Lupe genommen haben, was zu einem Ausverkauf im Technologiesektor führte. Dennoch zeigt der Sektor Anzeichen einer Erholung, und die steigenden Aktienkurse von KI-Unternehmen deuten darauf hin, dass die Investitionen in Künstliche Intelligenz weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben könnten.
Die Frage bleibt, ob Nvidia in der kommenden Woche ein weiteres Rekordhoch erreichen kann. Positive Überraschungen seitens des Unternehmens könnten nicht nur die Nvidia-Aktien, sondern auch die Kurse im DAX und im globalen Technologiesektor stützen, auch wenn Tech-Titel im DAX nur begrenzt vertreten sind.
Zusätzlich zu den Entwicklungen im Technologiesektor könnten auch die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Rolle spielen. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, geht davon aus, dass die EZB im September ihren Zinssenkungszyklus fortsetzen wird. In ihrer Analyse zu Märkten und Trends weist sie darauf hin, dass die Konjunkturdaten aus Deutschland zuletzt schwächer waren, was den Druck auf die EZB erhöht, um die wirtschaftliche Erholung im Euroraum zu unterstützen.
Die Einschätzung der deutschen Wirtschaft wird am Montag durch das Ifo-Geschäftsklima, das als wichtigstes Konjunkturbarometer gilt, weiter verdeutlicht. Auch die vorläufigen Verbraucherpreise für Deutschland und die Eurozone, die am Donnerstag und Freitag veröffentlicht werden, könnten für die Anleger von Interesse sein. Experten der Commerzbank erwarten, dass die Inflation im Euroraum im August von 2,6 auf 2,1 Prozent fallen könnte, was die EZB in ihrer Entscheidung zur Leitzinssenkung bestärken könnte.
Abgesehen von den Konjunkturdaten und den Nvidia-Zahlen stehen in der kommenden Woche auch einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe auf der Agenda, die ihre Quartalsbilanzen präsentieren werden. Dazu gehört unter anderem der Essenlieferdienst Delivery Hero, der am Donnerstag seine Zahlen vorlegen wird.
Insgesamt könnte die Kombination aus positiven geldpolitischen Signalen, den Entwicklungen im Technologiesektor und den bevorstehenden Unternehmenszahlen dazu führen, dass der DAX in der kommenden Woche weiter ansteigt. Die Anleger werden genau beobachten, wie sich die Märkte entwickeln und welche Impulse aus den anstehenden Veröffentlichungen resultieren.
Quellen: dpa-AFX, Barclays Bank, Commerzbank