Der Chip-Sektor befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen den Erfolgsmeldungen einzelner Unternehmen und den Herausforderungen, die Analysten für die Branche insgesamt sehen. Während Unternehmen wie NVIDIA und Broadcom mit beeindruckenden Kursgewinnen auftrumpfen, warnen Experten vor überzogenen Erwartungen und fehlenden Wachstumsimpulsen in vielen Segmenten des Marktes.
Tatsächlich liest sich die Bilanz der letzten Wochen für den Chip-Sektor zunächst positiv. Führende Unternehmen wie NVIDIA und Broadcom konnten starke Kursgewinne verzeichnen, und auch der PHLX Semiconductor Index (SOX) erholte sich, nachdem er im September zwischenzeitlich an Boden verloren hatte. Zeitweise übertraf der Index sogar den S&P 500.
Dennoch bleiben Analysten zurückhaltend. Mizuho-Analyst Jordan Klein beispielsweise warnt davor, dass die positive Entwicklung von NVIDIA und Broadcom die tatsächliche Lage im Sektor verzerren könnte. In vielen Bereichen, darunter Speicherchips, analoge Halbleiter und Automobiltechnologie, sei die Stimmung deutlich gedämpfter.
Klein sieht die Gefahr, dass die Aktien von NVIDIA und Broadcom überhitzen könnten, da sie bei Fondsmanagern und Privatanlegern besonders beliebt sind. Außer diesen beiden Unternehmen und einigen wenigen anderen, wie Taiwan Semiconductor und Monolithic Power Systems, gebe es kaum Wachstumsimpulse. Um ein breiteres Vertrauen in den Sektor zu schaffen und weiteres Wachstum zu sichern, seien deutlichere Signale notwendig.
Auch der Hype um Künstliche Intelligenz, der dem Sektor lange Zeit Auftrieb gab, scheint abzuflauen. Dies zeigt sich unter anderem in den Kursbewegungen der Halbleiteraktien. Der SOX lag zuletzt rund 600 Basispunkte unter dem S&P 500. Bernstein-Analyst Stacy Rasgon spricht von einer "Verschnaufpause" bei KI-Aktien.
Dennoch: Die NVIDIA-Aktie bleibt für viele Experten ein Favorit. Rasgon hält die Sorge um sinkende Margen für übertrieben und sieht weiterhin eine starke Nachfrage. Seit Jahresbeginn hat sich der NVIDIA-Kurs um mehr als 149 % erhöht. Analysten geben ein durchschnittliches Kursziel von 152,44 US-Dollar an, was rund 23 % über dem aktuellen Niveau liegt.
Für Optimismus im Sektor sorgt auch der Chiphersteller Micron. Das Unternehmen übertraf im vierten Quartal die Erwartungen und rechnet im nächsten Quartal mit einem bereinigten Gewinn von bis zu 1,82 Dollar je Aktie, was deutlich über den Schätzungen liegt.
Ob diese positiven Einzelbeispiele ausreichen, um den Chip-Sektor nachhaltig zu beleben, bleibt abzuwarten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die Skepsis der Analysten bestätigt oder ob Unternehmen wie NVIDIA und Broadcom die Branche tatsächlich in eine neue Wachstumsphase führen können.
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