Experten sicher: Deutsche Wirtschaft wird schwächer wachsen als erhofft

Die deutsche Wirtschaft zeigt derzeit Anzeichen einer signifikanten Schwäche. Experten prognostizieren, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr zurückgehen wird. Das ifo-Institut rechnet mit einem Rückgang von 0,4 Prozent, während das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine ähnliche Einschätzung teilt. Noch pessimistischere Prognosen kommen vom RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, das mit einem Minus von 0,6 Prozent rechnet. Diese negativen Vorhersagen sind das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland beeinflussen.

Die Industrieproduktion hat sich im Juli 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast zwei Prozent verringert. Auch die neuen Bestellungen im verarbeitenden Gewerbe sind um zwölf Prozent gesunken. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING-Bank, kommentiert die Lage: „Die Auftragsbücher sind leer, die Vorratslager sind voll, und das war noch nie ein gutes Zeichen für die Industrieproduktion in den kommenden Monaten.“ Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass eine Erholung der deutschen Wirtschaft in naher Zukunft unwahrscheinlich ist.

Die Ursachen für diese wirtschaftliche Flaute sind vielfältig. Ein zentraler Aspekt ist die Abhängigkeit von exportorientierten Märkten. Brzeski weist darauf hin, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren von einer konstanten Nachfrage aus aufstrebenden Ländern profitiert hat. Aktuell gibt es jedoch kein Land, das einen ähnlichen Aufholprozess durchläuft, um die deutsche Wirtschaft zu stützen. Insbesondere die wirtschaftliche Erholung Chinas verläuft langsamer als erwartet, was sich negativ auf die Nachfrage nach deutschen Investitionsgütern auswirkt.

Die Herausforderungen werden durch die geopolitischen Spannungen und die Energiekrise weiter verstärkt. Die USA haben mit ihrem „Inflation Reduction Act“ einen Investitionsboom in der Energiewende ausgelöst, während Deutschland Schwierigkeiten hat, im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Experten warnen davor, dass die deutsche Wirtschaft nicht nur unter externen Faktoren leidet, sondern auch hausgemachte Probleme hat. Zu wenig Investitionen in Infrastruktur und Bildung in den letzten Jahren haben die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands geschwächt.

Die Prognosen für 2024 sind zwar optimistischer, mit einem erwarteten Wachstum von 0,9 Prozent laut IWH und 1,2 Prozent laut DIW, jedoch sind diese Zahlen nur erreichbar, wenn die Regierung geeignete Maßnahmen ergreift. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW, betont die Notwendigkeit eines klugen Transformationsprogramms, das sowohl Angebot als auch Nachfrage stärken könnte. Dazu gehört der Abbau von Bürokratie, Investitionen in Bildung und Infrastruktur sowie die Schaffung von Planungssicherheit für Unternehmen.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist derzeit schlechter als die Realität vermuten lässt. Fratzscher warnt davor, dass sich wirtschaftliche Sorgen und Ängste hochschaukeln und zu einer Abwärtsspirale führen könnten. Die Politik muss daher aktiv werden, um das Vertrauen in die Wirtschaft wiederherzustellen und die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die deutsche Wirtschaft vor einer Reihe von Herausforderungen steht, die ein schwächeres Wachstum als erhofft zur Folge haben werden. Die Prognosen deuten auf eine stagnierende Wirtschaft hin, es sei denn, es werden schnell geeignete Maßnahmen ergriffen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen zu stärken.

Die Experten sind sich einig, dass ohne gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen und Reformen die deutsche Wirtschaft weiterhin unter Druck stehen wird. Die Notwendigkeit, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, ist drängend, um eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu gewährleisten.

Quellen: Finanzen.net, Tagesschau, MDR, IW Köln.