Brüssel statt Budapest: Außenminister beenden EU-Sommerpause
Die Außenminister der 27 EU-Staaten haben sich am Donnerstag zu ihrem ersten Treffen nach der Sommerpause in Brüssel versammelt. Ursprünglich war dieses Treffen im Rahmen der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft in Budapest geplant, wurde jedoch aufgrund der jüngsten außenpolitischen Alleingänge des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nach Brüssel verlegt. EU-Chefdiplomat Josep Borrell hatte diese Entscheidung getroffen, um ein Zeichen gegen Orbáns Verhalten zu setzen.
Auf der Tagesordnung des Treffens stehen wichtige Themen wie die Lage in der von Russland angegriffenen Ukraine, der anhaltende Nahost-Konflikt sowie die politische Krise in Venezuela. Die Außenminister werden dabei von hochrangigen Gästen begleitet, darunter der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba und der türkische Außenminister Hakan Fidan. Auch die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe und Wiederaufbau im Gazastreifen, Sigrid Kaag, wird erwartet. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich um ein informelles Treffen handelt, bei dem keine formellen Entscheidungen getroffen werden sollen.
Die Verlegung des Treffens von Budapest nach Brüssel ist nicht nur eine logistische Entscheidung, sondern auch ein politisches Statement. Orbán hatte in der Vergangenheit unkoordinierte Reisen zu verschiedenen Weltführern unternommen, darunter zu Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Diese Reisen wurden in der EU als problematisch angesehen, da sie den Eindruck erwecken könnten, dass Orbán im Namen der EU spricht. Borrell hatte Orbáns Verhalten bei einem vorherigen Treffen als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet und auf den Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit in den EU-Verträgen hingewiesen.
Für Deutschland wird Außenministerin Annalena Baerbock an dem Treffen teilnehmen. Auch sie hatte Orbáns Reisen im Juli kritisiert und bezeichnete sie als „Ego-Trips“, die bei vielen internationalen Akteuren Irritationen ausgelöst hätten. Ihre Teilnahme an dem Treffen in Brüssel wird als wichtig erachtet, um die deutsche Position in diesen kritischen Fragen zu verdeutlichen.
Die Themen, die auf der Agenda stehen, sind von großer Bedeutung. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine beschäftigt die EU weiterhin stark. Die Minister werden sich mit den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine auseinandersetzen und mögliche weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Landes diskutieren. Im Nahen Osten wird die Situation im Gazastreifen und die humanitäre Krise, die dort herrscht, im Mittelpunkt stehen. Die Diskussion über die politische Krise in Venezuela wird ebenfalls von Bedeutung sein, insbesondere nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Nicolás Maduro.
Zusätzlich zu den politischen Themen wird Borrell den Regierungen der EU-Staaten einen Vorschlag für Sanktionen gegen israelische Regierungsmitglieder unterbreiten. Die Sanktionen richten sich gegen Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, die in der Vergangenheit mit ihren Äußerungen gegen Palästinenser für Empörung gesorgt haben. Beide Politiker sind Teil einer rechtsextremen Koalition und haben sich für eine umstrittene Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten ausgesprochen.
Die UNO hat ebenfalls Besorgnis über die explosive Lage im Westjordanland geäußert. Generalsekretär António Guterres hat die israelischen Militäraktionen verurteilt und fordert die sofortige Beendigung dieser Einsätze, die zu zahlreichen zivilen Opfern geführt haben. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen in der Region mit großer Sorge, und die EU wird voraussichtlich ihre Position zu diesen Themen während des Treffens in Brüssel klären.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Treffen der EU-Außenminister in Brüssel nicht nur eine Gelegenheit bietet, um über wichtige geopolitische Fragen zu diskutieren, sondern auch um ein starkes Zeichen der Einheit und Loyalität innerhalb der EU zu setzen. Die Entscheidung, das Treffen von Budapest nach Brüssel zu verlegen, spiegelt die Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen in Ungarn und die Notwendigkeit wider, eine kohärente Außenpolitik zu verfolgen, die die Werte und Prinzipien der Europäischen Union respektiert.
Die Diskussionen in Brüssel werden mit Spannung verfolgt, da die Außenminister versuchen werden, gemeinsame Lösungen für die drängendsten Herausforderungen der EU zu finden.