ROUNDUP: Hisbollah nach Großangriff - Wollten keine Zivilisten treffen
BEIRUT/TEL AVIV - Nach einem umfassenden Raketenangriff auf Israel hat der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, erklärt, dass bei der Attacke am Sonntagmorgen mit über 300 Raketen keine zivilen Ziele getroffen werden sollten. Nasrallah betonte, dass das Hauptziel der Offensive militärische Einrichtungen gewesen sei, und dass der Flughafen Tel Aviv sowie das Verteidigungsministerium nicht angegriffen werden sollten. „Unser Ziel war von Anfang an, keine Zivilisten anzugreifen“, so Nasrallah.
Die Hisbollah führte den Angriff als Vergeltung für die Tötung des Militärkommandeurs Fuad Schukr durch Israel vor zwei Wochen durch. Nasrallah erklärte, dass die Hisbollah sich die Option weiterer Angriffe vorbehalten werde, jedoch die Antwort auf die Tötung Schukrs vorerst abgeschlossen sei. Der Libanon könne „durchatmen“, fügte er hinzu.
Die Hisbollah habe mit dem Angriff gewartet, um Israel psychologisch unter Druck zu setzen und um den Verhandlungen im Gaza-Krieg eine Chance zu geben. Die Entscheidung, die Glilot-Militärbasis in der Nähe von Tel Aviv anzugreifen, sei strategisch getroffen worden. Israel hatte zuvor militärische Ziele im Südlibanon angegriffen, was die Hisbollah als „Akt der Selbstverteidigung“ bezeichnete.
Details zum Angriff und den Reaktionen
Bei dem Angriff auf Israel wurden nach Militärangaben ein Soldat getötet, während im Libanon drei Menschen starben. Ein 21-jähriger Soldat wurde auf einem Marineboot von Trümmern einer israelischen Abwehrrakete getroffen. Die israelische Armee hatte eine halbe Stunde vor den Hisbollah-Attacken mit eigenen Luftangriffen begonnen, um eine „unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel“ zu beseitigen.
Rund 100 Kampfflugzeuge waren an den israelischen Angriffen beteiligt, die zahlreiche Ziele im Südlibanon angriffen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, dass Tausende Raketen, die auf den Norden Israels gerichtet waren, zerstört wurden. „Dies ist jedoch nicht das Ende der Geschichte“, sagte er in einer Sondersitzung der Regierung.
Ein Militärsprecher Israels gab an, dass die Hisbollah ursprünglich geplant hatte, einige Geschosse auf das Zentrum Israels abzufeuern, was eine ernsthafte Eskalation bedeutet hätte. Die Hisbollah hat in der Vergangenheit hauptsächlich Ziele in der Nähe der Nordgrenze Israels beschossen.
Internationale Reaktionen und die Situation in der Region
Die Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah hat internationale Besorgnis ausgelöst. US-Präsident Joe Biden verfolgte die Entwicklungen und erklärte, dass die USA Israels Recht zur Selbstverteidigung unterstützen würden. Verteidigungsminister Joav Galant aus Israel informierte seinen US-Amtskollegen über die Situation und betonte die Notwendigkeit, eine regionale Eskalation zu vermeiden.
Die Hisbollah kündigte an, dass sie ihren Vergeltungsangriff zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen werde. „Bis zum Ende dieser Militäreinsätze wird einige Zeit vergehen“, erklärte die Miliz. In der Zwischenzeit wird die Region von einer angespannten Sicherheitslage geprägt, während die Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg fortgesetzt werden.
Die Verhandlungen in Kairo, an denen auch Vertreter der Hamas teilnehmen, sollen einen weiteren Flächenbrand in der Region verhindern. Die USA, Ägypten und Katar spielen eine vermittelnde Rolle, um eine Einigung zu erzielen.
Fazit
Die Situation im Nahen Osten bleibt angespannt, und die jüngsten Angriffe der Hisbollah sowie die darauf folgenden israelischen Militäraktionen verdeutlichen die fragilen Verhältnisse in der Region. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit großer Sorge, während die Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Konflikt weitergeführt werden.
Die Hisbollah hat betont, dass sie keine Zivilisten treffen wollte, was die Komplexität der militärischen Auseinandersetzungen und die Herausforderungen bei der Wahrung von Zivilisten in Konflikten unterstreicht. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, um zu sehen, ob eine weitere Eskalation vermieden werden kann und ob die Verhandlungen zu einem stabileren Frieden führen.
Quellen: dpa-AFX, BörsenNEWS.de, New York Times