Immobilienmarkt in Deutschland: Optimismus trifft auf Herausforderungen

September 20, 2024
20.09.2024
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ZIA: Immobilienfirmen erwarten Aufwärtstrend, aktuelle Lage aber schlechter

Die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt in Deutschland zeigt ein gemischtes Bild. Laut dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) haben Immobilienunternehmen zwar eine Verbesserung der zukünftigen Marktentwicklungen im Blick, jedoch ist die gegenwärtige Lage nach wie vor angespannt. Die Ergebnisse des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) verdeutlichen, dass die Stimmung in der Branche zwar leicht aufgehellt ist, die Erwartungen jedoch weiterhin negativ bleiben.

Im ersten Quartal 2024 bewerteten die Unternehmen ihre Geschäftslage mit einem Wert von 5,0, was einem Anstieg von 10,7 Punkten gegenüber dem Vorquartal entspricht. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt der Erwartungswert mit -2,9 Punkten im negativen Bereich. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen zwar eine Stabilisierung der aktuellen Situation wahrnehmen, jedoch pessimistisch in die Zukunft blicken.

Marktentwicklungen im Detail

Die Befragung zeigt, dass insbesondere im Wohnungsbau die Herausforderungen weiterhin groß sind. Die Geschäftslage wird von den Projektentwicklern als äußerst schlecht eingeschätzt, mit einem Wert von -27,6. Diese Einschätzung ist die niedrigste seit Beginn der Erhebungen. Dennoch gibt es Anzeichen für einen leichten Optimismus, da die Erwartungen in diesem Segment um 13,5 Punkte gestiegen sind, was auf eine mögliche Erholung hindeutet.

Im Bereich der Handelsimmobilien hingegen zeigt sich ein positiver Trend. Die Geschäftslage wird mit 17,4 bewertet, was einem Anstieg von 9,7 Punkten entspricht. Die Erwartungen haben sich ebenfalls verbessert, was auf eine positive Entwicklung im Einzelhandel hindeutet. Diese Verbesserung wird durch einen Anstieg des privaten Konsums unterstützt, der durch sinkende Energiepreise begünstigt wird.

Herausforderungen im Wohnungsbau

Trotz der leichten Aufhellung der Stimmung im Handelsimmobiliensektor bleibt die Situation im Wohnungsbau kritisch. ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner äußerte Besorgnis über die anhaltenden Probleme in diesem Bereich. Ohne politische Interventionen könnte die Zahl der fehlenden Wohnungen in den kommenden zwei Jahren auf 1,4 Millionen ansteigen. Die drängenden Herausforderungen umfassen steigende Baukosten, energetische Auflagen und die sinkende Zahlungsfähigkeit der Mieter.

Die Unternehmen sehen die Notwendigkeit, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und bestehende Förderprogramme aufzustocken, um das Investitionsklima zu verbessern. Laut der Umfrage beabsichtigen 45,7 Prozent der Immobilienunternehmen, in diesem Jahr weniger in Neubau und Modernisierungen zu investieren.

Finanzierungsbedingungen und Zinsen

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Entwicklung des Immobilienmarktes sind die Finanzierungsbedingungen. Die Bauzinsen sind in den letzten Monaten gesunken, was die Erschwinglichkeit von Immobilien wieder etwas erhöht hat. Laut Daten der FMH-Finanzberatung liegen die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite im Schnitt bei etwa 3,3 Prozent, was im Vergleich zu den fast vier Prozent vor einem Jahr eine erhebliche Entlastung darstellt.

Die Nachfrage nach Immobilienkrediten hat im Juli 2024 einen Höhepunkt erreicht, was darauf hindeutet, dass Verbraucher wieder bereit sind, in Immobilien zu investieren. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Wohnraum aufgrund des anhaltenden Mangels und der hohen Nachfrage stabil.

Ausblick auf die kommenden Monate

Die Prognosen für die Immobilienwirtschaft deuten darauf hin, dass die Branche in den kommenden Monaten eine Stabilisierung erleben könnte. Das Gewos-Institut aus Hamburg erwartet einen Anstieg der Immobilienkäufe und einen Anstieg des Umsatzes im Immobiliensektor. Die Commerzbank geht ebenfalls von leicht steigenden Immobilienpreisen aus, sieht jedoch keinen neuen Boom am Markt.

Die Unsicherheiten in der Branche bleiben jedoch hoch. Die Unternehmen müssen weiterhin mit Herausforderungen wie steigenden Baukosten und Unsicherheiten bei den zukünftigen Zinsentwicklungen umgehen. Die ZIA-Studie zeigt, dass die Branche auf eine Stabilisierung der Rahmenbedingungen hofft, um die Nachfrage nach Immobilien wieder anzukurbeln.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Immobilienunternehmen in Deutschland eine leichte Verbesserung der Stimmung wahrnehmen, jedoch die aktuelle Lage als herausfordernd einschätzen. Die Erwartungen bleiben negativ, insbesondere im Wohnungsbau. Um die Situation zu verbessern, sind politische Maßnahmen und eine Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen erforderlich. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob sich die positive Entwicklung fortsetzt oder ob die Branche weiterhin mit Rückschlägen konfrontiert wird.

Quellen: finanzen.net, IW Köln

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