Gerichtsurteil: So darf ein Arbeitszeugnis niemals aussehen

Das Arbeitszeugnis ist ein zentrales Dokument im Berufsleben eines jeden Arbeitnehmers. Es gibt nicht nur Auskunft über die geleistete Arbeit, sondern auch über die persönliche Eignung und das Verhalten des Mitarbeiters. In Deutschland haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis, das sowohl die Art und Dauer der Tätigkeit als auch eine Bewertung der Leistung und des Verhaltens enthalten muss. Ein aktuelles Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat nun klargestellt, dass bestimmte Formate, wie beispielsweise Arbeitszeugnisse in Tabellenform, nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Rechtliche Grundlagen für Arbeitszeugnisse

Der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) sowie in der Gewerbeordnung (GewO) verankert. § 109 GewO besagt, dass das Zeugnis klar und verständlich formuliert sein muss und keine versteckten Hinweise enthalten darf, die eine andere Aussage über den Arbeitnehmer vermitteln, als es der Wortlaut vermuten lässt. Dies bedeutet, dass ein Arbeitszeugnis nicht nur informativ, sondern auch wohlwollend sein muss, um dem Arbeitnehmer nicht unnötige Steine in den Weg zu legen.

Die Anforderungen an ein Arbeitszeugnis

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis muss bestimmte Informationen enthalten:

- Vollständiger Name des Arbeitnehmers - Geburtsdatum - Dauer des Arbeitsverhältnisses - Beschreibung der Tätigkeiten - Bewertung der Leistungen und des Verhaltens - Unterschrift des Arbeitgebers

Fehlen diese Elemente, kann das Zeugnis als unzureichend angesehen werden. Ein Arbeitszeugnis muss zudem frei von unzulässigen Zeichen oder Formulierungen sein, die den Eindruck einer negativen Bewertung erwecken könnten.

Was das Bundesverfassungsgericht entschieden hat

In einem aktuellen Urteil hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Arbeitszeugnisse in Tabellenform nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Diese Form der Darstellung wurde als unzureichend erachtet, da sie nicht die notwendige Individualität und die erforderliche Detailtiefe bietet, die ein Arbeitszeugnis aufweisen muss. Ein Arbeitszeugnis muss in Fließtextform verfasst sein, um die Leistungen und das Verhalten des Arbeitnehmers angemessen zu würdigen.

Die Bedeutung von Formulierungen im Arbeitszeugnis

Die Sprache eines Arbeitszeugnisses ist oft von entscheidender Bedeutung. Viele Arbeitgeber verwenden sogenannte "Geheimsprache", um Kritik zu üben, ohne dies direkt auszusprechen. Formulierungen wie "im Großen und Ganzen zufriedenstellend" oder "hat sich bemüht" können in Wirklichkeit eine negative Bewertung darstellen. Daher ist es für Arbeitnehmer wichtig, die Formulierungen in ihrem Zeugnis genau zu analysieren.

Schlechte Arbeitszeugnisse erkennen und anfechten

Arbeitnehmer sollten sich nicht scheuen, ein schlechtes Arbeitszeugnis anzufechten. Der erste Schritt sollte immer ein Gespräch mit dem ehemaligen Arbeitgeber sein, um Missverständnisse auszuräumen und gegebenenfalls um eine positive Umformulierung zu bitten. Falls dies nicht erfolgreich ist, besteht die Möglichkeit, schriftlich Widerspruch einzulegen und die gewünschten Änderungen zu fordern. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, rechtlichen Rat einzuholen, um die Erfolgsaussichten einer Klage zu prüfen.

Fazit

Das Arbeitszeugnis spielt eine entscheidende Rolle im Berufsleben und kann über die Karriere eines Arbeitnehmers entscheiden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind klar, und Arbeitnehmer haben das Recht auf ein wohlwollendes und wahrheitsgemäßes Zeugnis. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat die Anforderungen an die Form eines Arbeitszeugnisses weiter präzisiert und verdeutlicht, dass eine tabellarische Darstellung nicht ausreicht. Arbeitnehmer sollten sich ihrer Rechte bewusst sein und im Falle eines unzureichenden Zeugnisses aktiv werden.

Quellen: Finanzen.net, Die Bayerische, Haufe, WBS, Virchowbund.