Ifo: Preiserwartungen der Unternehmen wieder gesunken
Die aktuellen Preiserwartungen der Unternehmen in Deutschland haben im August 2024 einen Rückgang verzeichnet. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts sanken die Preiserwartungen auf 16,3 Punkte, nach 17,6 Punkten im Juli. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Industrie und die unternehmensnahen Dienstleister zurückzuführen, die weniger geneigt sind, ihre Preise zu erhöhen. Im Gegensatz dazu zeigen die konsumnahen Branchen sowie das Bauhauptgewerbe eine leicht steigende Tendenz bei den Preiserwartungen.
Timo Wollmershäuser, der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, äußerte, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten voraussichtlich unter der angestrebten Zwei-Prozent-Marke der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben wird. Er betonte, dass insbesondere die Energiekosten für Verbraucher deutlich gesunken sind im Vergleich zum Vorjahr.
Wollmershäuser fügte hinzu, dass der Preisanstieg für alle anderen Waren und Dienstleistungen, der durch die Kerninflationsrate gemessen wird, vorerst stabil bei etwa 2,5 Prozent bleiben dürfte, was über dem Inflationsziel der EZB liegt.
Branchenanalyse der Preiserwartungen
In den konsumnahen Dienstleistungssektoren stiegen die Preiserwartungen auf 25,2 Punkte, verglichen mit 20,0 Punkten im Juli. Besonders in der Gastronomie wird mit einem Anstieg der Preise gerechnet, wo die Preiserwartungen auf 37,6 Punkte angestiegen sind, nach 26,7 Punkten im Vormonat. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der Reiseveranstalter, die Preiserhöhungen planen, leicht gesunken, von 35,4 Punkten auf 34,2 Punkte.
Im Einzelhandel stiegen die Preiserwartungen ebenfalls leicht auf 25,3 Punkte, nach 24,9 Punkten im Juli. Besonders auffällig ist der Anstieg bei Spielwaren-Händlern, deren Preiserwartungen auf 45,0 Punkte kletterten, nach 32,7 Punkten im Juli. Baumärkte zeigen ebenfalls eine steigende Tendenz mit 36,3 Punkten, nach nur 1,9 Punkten im Vormonat. Im Lebensmittel-Einzelhandel hingegen sanken die Preiserwartungen auf 49,9 Punkte, nach 53,8 Punkten im Juli. Bei Fahrradhändlern wird mit signifikanten Preissenkungen gerechnet, da die Preiserwartungen auf -50,3 Punkte gefallen sind, nach -33,5 Punkten im Juli.
Im Bauhauptgewerbe stiegen die Preiserwartungen leicht auf 3,3 Punkte, nach 0,9 Punkten im Juli. Bei den unternehmensnahen Dienstleistern, einschließlich des Großhandels, sowie in der Industrie sind die Preiserwartungen hingegen gesunken. In diesen Sektoren wurden 18,9 Punkte in der Industrie und 5,0 Punkte in der Industrie verzeichnet, nach 20,4 Punkten beziehungsweise 7,1 Punkten im Juli.
Erklärung der Ifo-Preiserwartungen
Die Punkte bei den Ifo-Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen möchten. Der Saldo wird berechnet, indem der prozentuale Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, vom prozentualen Anteil der Unternehmen abgezogen wird, die ihre Preise senken wollen. Ein Saldo von +100 Punkten würde bedeuten, dass alle befragten Unternehmen beabsichtigen, ihre Preise zu erhöhen, während ein Saldo von -100 Punkten anzeigen würde, dass alle Unternehmen ihre Preise senken wollen. Der Saldo wird saisonbereinigt ermittelt, und das Ifo-Institut fragt nicht nach der Höhe der geplanten Preisänderungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Preiserwartungen in Deutschland im August 2024 einen Rückgang erfahren haben, was auf eine vorsichtige Preisgestaltung der Unternehmen hinweist. Die Entwicklungen in verschiedenen Branchen zeigen, dass während einige Sektoren steigende Preiserwartungen haben, andere, insbesondere in der Industrie, eine Abnahme der Preissteigerungsabsichten verzeichnen.
Die Ifo-Preiserwartungen sind ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Lage und die Inflationserwartungen in Deutschland und werden von der EZB genau beobachtet, um die geldpolitischen Entscheidungen zu steuern.
Quellen: Ifo Institut, finanzen.net