Rückkehr der Gasimporte aus Russland in der EU

September 1, 2024
01.09.2024
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Korrektur: EU-Staaten importieren mehr Gas aus Russland als aus den USA

Erstmals seit fast zwei Jahren haben die EU-Staaten in einem Quartal wieder mehr Erdgas aus Russland importiert als aus den Vereinigten Staaten. Laut Daten der Brüsseler Beratungsgesellschaft Bruegel bezog die EU im Zeitraum von April bis Juni 2024 etwa 12,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland, während die Importe aus den USA bei 12,3 Milliarden Kubikmetern lagen. Diese Entwicklung zeigt eine signifikante Verschiebung in den Gasimporten der EU, die zuvor stark von den USA abhängig war.

Norwegen bleibt der größte Gaslieferant der EU mit 23,9 Milliarden Kubikmetern im gleichen Zeitraum. Vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 hatte Russland diese Spitzenposition inne, doch die EU-Staaten reduzierten daraufhin ihre Importe aus Russland erheblich. Deutschland bezieht nach Angaben des Statistischen Bundesamts kein Gas mehr aus Russland, was die Abhängigkeit von russischen Energiequellen weiter verringert hat.

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass Russland in der Liste der Gaslieferanten der EU wieder knapp vor den USA auf den zweiten Platz gestiegen ist. Dies geschieht trotz der anhaltenden geopolitischen Spannungen und der westlichen Sanktionen gegen Russland. Die genaue Verteilung der Zielländer für die Gasimporte wurde in den Daten nicht spezifiziert.

Die Rückkehr zu höheren Importen aus Russland könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, einschließlich der Preisentwicklung auf dem Energiemarkt und der Verfügbarkeit von Gas aus anderen Quellen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 sind die Lieferungen aus Russland zwar leicht zurückgegangen, jedoch sanken die Importe aus den USA noch stärker. Dies könnte darauf hindeuten, dass die EU-Staaten versuchen, ihre Energieversorgung diversifizierter zu gestalten, jedoch weiterhin auf russisches Gas angewiesen sind.

Die politische Diskussion über die Abhängigkeit von russischem Gas bleibt angespannt. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen forderte in einem Interview ein EU-weites Importverbot für russisches Gas. Er argumentierte, dass die Europäer die Ukraine mit Milliarden unterstützen, während sie gleichzeitig Milliarden in die Kriegskasse Russlands zahlen. Dies sei weder verantwortungsvoll noch glaubwürdig. Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Michael Kruse, schlug vor, dass die EU auf jeden Kubikmeter importiertes Russengas einen festen Betrag für Hilfs- und Waffenlieferungen an die Ukraine leisten könnte. Dies würde bedeuten, dass Putin den Widerstand gegen seine Aggressionen selbst finanzieren würde.

Die EU-Staaten haben sich darauf verständigt, bis 2027 aus russischem Gas auszusteigen. Diese Vereinbarung ist Teil einer breiteren Strategie zur Reduzierung der Abhängigkeit von russischen Energiequellen. Im Jahr 2023 stammten noch 98 Prozent der Gasimporte Österreichs aus Russland, was im Mai 2024 auf 90 Prozent und im Juni auf 83 Prozent zurückging. Diese Zahlen verdeutlichen, dass einige EU-Staaten, insbesondere Österreich, weiterhin stark von russischem Gas abhängig sind.

Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu überprüfen, hat das österreichische Energieministerium eine Kommission eingesetzt, die den Gasliefervertrag zwischen Gazprom und dem teilstaatlichen Energiekonzern OMV überprüfen soll. Der Inhalt dieses Vertrags ist bislang nur der OMV bekannt, was Fragen zur Transparenz und zur zukünftigen Energiepolitik aufwirft.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die EU-Staaten trotz der politischen Spannungen und der Bemühungen um Diversifizierung ihrer Energiequellen weiterhin auf russisches Gas angewiesen sind. Die Entwicklungen in den kommenden Monaten werden entscheidend dafür sein, wie sich die Energiepolitik der EU in einer zunehmend komplexen geopolitischen Landschaft entwickeln wird.

Quellen: dpa, Bruegel, Welt, ZDF, Puls24, SZ

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