Türkei: Inflation fällt deutlich auf 52 Prozent
In der Türkei hat sich die Inflation im August 2024 spürbar abgeschwächt. Laut dem türkischen Statistikamt stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um etwa 52 Prozent. Dies stellt einen signifikanten Rückgang im Vergleich zu den Vormonaten dar, in denen die Inflationsrate im Juli noch bei knapp 62 Prozent und im Juni sogar bei fast 72 Prozent lag. Analysten hatten bereits mit einem Rückgang gerechnet, jedoch war die Höhe des Rückgangs bemerkenswert.
Die Abnahme der Inflation wird von Ökonomen auf die hohen Leitzinsen zurückgeführt, die die Nachfrage dämpfen. Seit Juni 2023 hat die türkische Zentralbank den Leitzins um 41,50 Prozentpunkte auf derzeit 50,00 Prozent angehoben. Diese Zinserhöhungen wurden mit der Billigung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan durchgeführt, der zuvor gegen Zinserhöhungen war und diese als schädlich für die Wirtschaft ansah. Die Entscheidung, die Zinsen zu erhöhen, scheint nun erste positive Effekte zu zeigen.
Obwohl die Inflation in den letzten drei Monaten zurückgegangen ist, bleibt sie auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2022 erreichte die Inflation in der Türkei ihren Höhepunkt mit einem Wert von etwa 85 Prozent, was die aktuelle Situation in einen gewissen Kontext setzt. Solch hohe Inflationsraten wurden zuletzt Ende der 1990er Jahre verzeichnet.
Die türkische Notenbank hat angekündigt, dass sie bis zum Ende des Jahres mit einem weiteren Rückgang der Inflation auf etwa 38 Prozent rechnet. Dieser Wert liegt jedoch weiterhin deutlich über dem angestrebten Inflationsziel der Notenbank von fünf Prozent. Die hohen Inflationsraten haben auch Auswirkungen auf den Wechselkurs der türkischen Lira, die weiterhin in der Nähe ihrer Rekordtiefstände im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro notiert.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Türkei sind weiterhin angespannt. Die hohe Inflation belastet die Kaufkraft der Verbraucher erheblich, was sich negativ auf den privaten Konsum auswirkt. Ein Rückgang der Konsumausgaben könnte wiederum die wirtschaftliche Erholung gefährden. Die Notenbank wird unter Druck stehen, weiterhin eine straffe Geldpolitik zu verfolgen, um die Inflation zu kontrollieren und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rückkehr zu einer moderateren Inflationsrate in der Türkei ein positives Signal ist, jedoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbank weiterhin Wirkung zeigen und ob die Inflation weiter sinken kann.
Die aktuellen Entwicklungen in der Türkei sind ein komplexes Zusammenspiel von geldpolitischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die sowohl nationale als auch internationale Auswirkungen haben könnten.