Ungleiche Lasten im Haushalt: Eine Analyse der Geschlechterrollen in der Arbeitsteilung

September 5, 2024
05.09.2024
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Studie: Frauen arbeiten viel mehr im Haushalt als Männer

In einer aktuellen Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung wird deutlich, dass berufstätige Frauen im Durchschnitt erheblich mehr Zeit in unbezahlte Hausarbeit investieren als ihre männlichen Kollegen. Diese Studie, die sich mit dem sogenannten „Gender Care Gap“ beschäftigt, zeigt, dass Frauen wöchentlich etwa 26 Stunden für Tätigkeiten wie Putzen, Kochen, Einkaufen und Kinderbetreuung aufwenden. Dies sind rund acht Stunden mehr als Männer, die ebenfalls erwerbstätig sind.

Die Daten stammen aus einer Sondererhebung des Statistischen Bundesamtes, die im Jahr 2022 durchgeführt wurde. An dieser Erhebung nahmen rund 20.000 Bundesbürger im Alter von 18 bis 64 Jahren teil, die Angaben zu ihrer Zeitverwendung machten. Solche umfangreichen Datenerhebungen finden nur alle zehn Jahre statt, was die Bedeutung dieser Ergebnisse unterstreicht.

Unbezahlte und bezahlte Arbeit im Vergleich

Wenn man die gesamte Arbeitszeit, also bezahlte und unbezahlte Arbeit, betrachtet, ergibt sich ein geringerer Unterschied zwischen den Geschlechtern. Frauen kommen auf insgesamt etwa 54 Stunden pro Woche, während Männer auf rund 53 Stunden kommen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Frauen zwar mehr arbeiten, jedoch oft in Teilzeitjobs, was zu einem niedrigeren Einkommen und geringerer sozialer Absicherung führt. Frauen arbeiten im Durchschnitt 28 Stunden pro Woche in bezahlter Beschäftigung, während Männer auf knapp 36 Stunden kommen.

Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung, betont, dass die Zahlen zeigen, dass Frauen zwar mehr arbeiten, jedoch für einen großen Teil dieser Arbeit kein Gehalt erhalten. Die Expertin fordert eine Umverteilung der unbezahlten Arbeit von Frauen zu Männern und eine gerechtere Verteilung der bezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern. Diese Umverteilung sei notwendig, um die Gleichstellung der Geschlechter im Arbeitsmarkt zu fördern.

Die Rolle der Teilzeitarbeit

Ein weiterer Aspekt der Studie ist die hohe Teilzeitquote unter Frauen. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, was sich direkt auf ihr Einkommen und ihre Rentenansprüche auswirkt. Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der erwerbstätigen Frauen in Deutschland Teilzeitjobs hat, während Männer häufiger in Vollzeit arbeiten. Diese Verteilung hat langfristige Auswirkungen auf die finanzielle Sicherheit von Frauen, insbesondere im Alter.

Die Auswirkungen auf die Gleichstellung

Die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit hat nicht nur Auswirkungen auf die finanzielle Situation von Frauen, sondern auch auf ihre beruflichen Chancen. Frauen, die mehr Zeit mit unbezahlter Arbeit verbringen, haben oft weniger Zeit für ihre Karriere und berufliche Weiterentwicklung. Dies führt zu einer Benachteiligung im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen, die sich stärker auf ihre Karriere konzentrieren können.

Die Studie hebt hervor, dass die gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbilder nach wie vor stark ausgeprägt sind. Viele Frauen sehen sich in der Rolle der Hauptverantwortlichen für die Hausarbeit und die Kinderbetreuung, während Männer oft als Hauptverdiener fungieren. Diese traditionellen Rollenverteilungen sind nach wie vor in vielen Haushalten vorherrschend und haben sich im Zeitvergleich nur wenig verändert.

Politische und gesellschaftliche Maßnahmen

Um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, sind umfassende politische und gesellschaftliche Maßnahmen erforderlich. Die Böckler-Stiftung fordert Unterstützung von Politik und Unternehmen, um die Arbeitsbedingungen für Frauen zu verbessern und eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit zu erreichen. Dies könnte durch flexible Arbeitszeitmodelle, bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und eine stärkere Sensibilisierung für die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Care-Arbeit geschehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie der Hans-Böckler-Stiftung wichtige Erkenntnisse über die ungleiche Verteilung von Hausarbeit und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen liefert. Trotz eines geringen Unterschieds in der Gesamtarbeitszeit bleibt die Kluft in der unbezahlten Arbeit signifikant und erfordert dringende Maßnahmen, um eine gerechtere Verteilung zu erreichen und die Gleichstellung der Geschlechter im Arbeitsmarkt zu fördern.

Die Ergebnisse dieser Studie sind ein wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses der Herausforderungen, vor denen Frauen im Arbeitsleben stehen, und unterstreichen die Notwendigkeit, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und zu verändern.

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