Analyse: DZ Bank sieht nur begrenzte Relevanz der US-Wahlen für Aktienmärkte

Die DZ Bank hat in einer aktuellen Analyse die Bedeutung der bevorstehenden US-Wahlen für die Aktienmärkte relativiert. In den kommenden Wahlen haben die US-Bürger die Wahl zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump, wobei sie nicht nur einen neuen Präsidenten wählen, sondern auch alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie ein Drittel der 100 Senatoren im Senat. Analyst Sören Hettler betont jedoch, dass die US-Politik nicht der einzige relevante Faktor für die Finanzmärkte ist.

In seiner Studie hebt Hettler hervor, dass auch andere Aspekte wie die wirtschaftliche Entwicklung, Inflation, Geldpolitik, geopolitische Faktoren und die Unternehmensgewinne entscheidend für die Aktienmärkte sind. Diese Faktoren haben in der Vergangenheit oft einen größeren Einfluss auf die Märkte gehabt als die politischen Verhältnisse allein. Insbesondere die Erfahrungen mit dem S&P 500 Index seit 1989 zeigen, dass die Marktperformance nicht ausschließlich von der politischen Ausrichtung des Präsidenten abhängt. Es gibt Hinweise darauf, dass der Index bei demokratischen Präsidenten tendenziell besser abschnitt, jedoch nur, wenn mindestens eine Kammer des Kongresses von den Republikanern kontrolliert wurde. Eine "blaue Welle", bei der die Demokraten sowohl das Präsidentschaftsamt als auch den Kongress dominieren, hat in der Vergangenheit schwächere Ergebnisse geliefert.

Für europäische Investoren könnte die Wahl von Harris eine positivere Entwicklung darstellen, da die Erfahrungen mit republikanischen US-Präsidenten in der Vergangenheit weniger vorteilhaft waren. Hettler führt aus, dass ein möglicher Wiedereinzug von Trump ins Weiße Haus verschiedene wirtschaftliche Veränderungen mit sich bringen könnte, darunter eine Deregulierung im Bereich Umweltschutz und Finanzmarktvorgaben, niedrigere Steuern sowie höhere Importzölle. Diese Maßnahmen könnten vor allem der fossilen Energiebranche, dem Finanzsektor und der Rüstungsindustrie zugutekommen. Auch Kryptowährungen könnten von einer freundlicheren Regulierung unter Trump profitieren.

Im Gegensatz dazu könnte eine Trump-Präsidentschaft negative Auswirkungen auf den Sektor der alternativen Energien haben, da die Republikaner tendenziell staatliche Förderungen in diesem Bereich abbauen möchten. Unternehmen, die auf Importe angewiesen sind, wie Einzelhändler und die Automobilindustrie, könnten ebenfalls vor Herausforderungen stehen.

Hettler warnt jedoch davor, die Vergangenheit als alleinige Orientierung für zukünftige Entwicklungen zu betrachten. Er betont, dass die Schwankungen des S&P 500 und anderer Indizes nicht nur auf die politischen Verhältnisse zurückzuführen sind. Die Komplexität der Finanzmärkte erfordere ein breiteres Verständnis der verschiedenen Einflussfaktoren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die DZ Bank die Relevanz der US-Wahlen für die Aktienmärkte als begrenzt ansieht. Zwar spielen politische Faktoren eine Rolle, jedoch sind sie nur ein Teil eines vielschichtigen Puzzles, das die Marktbewegungen bestimmt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die globale geopolitische Lage sind ebenso entscheidend und sollten von Investoren nicht außer Acht gelassen werden.

Diese Analyse bietet einen wertvollen Einblick in die Dynamik der Finanzmärkte und die Vielzahl an Faktoren, die die Aktienkurse beeinflussen können. Investoren sind gut beraten, sich nicht ausschließlich auf die politischen Entwicklungen in den USA zu konzentrieren, sondern auch die breiteren wirtschaftlichen und geopolitischen Trends zu berücksichtigen.

Quellen: dpa-AFX, DZ Bank