Warnungen des VCI zur Flexibilisierung der Netzentgelte in der Chemiebranche

September 3, 2024
03.09.2024
3 Minuten
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VCI warnt vor negativen Folgen der geplanten Flexibilisierung der Netzentgelte

Die Diskussion um die Flexibilisierung der Netzentgelte in Deutschland hat in den letzten Wochen an Intensität gewonnen, insbesondere im Hinblick auf die chemisch-pharmazeutische Industrie. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat sich kritisch zu den Plänen der Bundesnetzagentur geäußert, die ein neues System für Netzentgelte einführen möchte. Diese Reform zielt darauf ab, Unternehmen Anreize zu bieten, ihren Stromverbrauch dynamisch an die aktuelle Erzeugungssituation anzupassen, insbesondere in Zeiten hoher Erzeugung aus erneuerbaren Energien.

Matthias Belitz, Energieexperte beim VCI, betont, dass die chemische Industrie in der Praxis nur begrenzte Möglichkeiten zur Flexibilisierung hat. Die Branche sieht sich mit hohen Kosten konfrontiert, die mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen verbunden sind. Der VCI fordert daher, dass individuelle Netzentgelte nicht an die Flexibilisierung gekoppelt werden sollten, sondern praxistauglich gestaltet werden müssen. Ein weiterer Punkt, den der Verband anspricht, ist die Notwendigkeit, den Unternehmen ausreichend Zeit zur Anpassung an die neuen Regelungen zu geben.

Die Bundesnetzagentur hatte Ende Juli einen Reformplan vorgestellt, der darauf abzielt, stromintensive Betriebe dazu zu bewegen, ihren Stromverbrauch in Zeiten mit hohem Angebot zu erhöhen und in Zeiten mit geringem Angebot zu reduzieren. Dies soll durch reduzierte Netzentgelte für Unternehmen geschehen, die sich an diesen dynamischen Anforderungen orientieren. Die alten Netzentgelte, die teilweise bis zu 90 Prozent Rabatt ermöglichten, entsprechen laut der Netzagentur nicht mehr den aktuellen Anforderungen eines sich wandelnden Stromsystems.

Der VCI warnt jedoch vor den möglichen negativen Folgen dieser Reform für die Chemiebranche. Belitz hebt hervor, dass die aktuellen Entlastungen bei den Netzentgelten für viele Unternehmen von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung sind. Ein Wegfall dieser Entlastungen könnte zu einer Mehrbelastung führen, die je nach Unternehmenssituation um den Faktor fünf bis zehn variieren könnte. Diese erheblichen Kosten könnten für viele Unternehmen existenzbedrohend sein.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Produktionsflexibilität. Die chemische Industrie ist oft auf eine hohe und gleichmäßige Auslastung ihrer Anlagen angewiesen, um die fixen Kosten zu senken. Eine flexible Produktionsweise könnte demnach zu Effizienz- und Qualitätsverlusten führen. Prozesse in der chemischen Industrie sind komplex und erfordern eine gleichmäßige Durchführung, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Schwankungen in der Produktion könnten zudem zu erhöhtem Verschleiß und höheren Instandhaltungskosten führen.

Um die geforderte Flexibilität zu erreichen, benötigen Unternehmen Investitionen in Überkapazitäten sowie zusätzliche Lager- und Speichermöglichkeiten. Laut Belitz ist Flexibilität in den meisten Fällen nicht ohne zusätzliche Kosten möglich. Zudem ist das Produktionsmanagement in der chemischen Industrie komplex, da es sich um weit verzweigte Produktionssysteme mit langen Wertschöpfungsketten handelt.

Die geplanten Regelungen zur Flexibilisierung der Netzentgelte werden derzeit mit der Wirtschaft beraten, und die Bundesnetzagentur plant, die neuen Regelungen ab 2026 in Kraft zu setzen. Die chemisch-pharmazeutische Industrie steht vor der Herausforderung, sich an diese neuen Rahmenbedingungen anzupassen, während sie gleichzeitig die wirtschaftlichen Realitäten im Blick behalten muss.

Insgesamt zeigt die Debatte um die Flexibilisierung der Netzentgelte, wie wichtig es ist, die Interessen der Industrie zu berücksichtigen, während gleichzeitig die Ziele der Energiewende verfolgt werden. Der VCI fordert eine ausgewogene Betrachtung, die die praktischen Gegebenheiten der Industrie nicht aus den Augen verliert.

Die Diskussion um die Reform der Netzentgelte und deren Auswirkungen auf die chemisch-pharmazeutische Industrie wird weiterhin von großer Bedeutung sein, insbesondere im Kontext der Energiewende und der damit verbundenen Herausforderungen für die Industrie.

Quellen:

https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/vci-warnt-vor-negativen-folgen-der-geplanten-flexibilisierung-der-netzentgelte-13815120

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