Die Zwangsräumungen von Senioren in Quebec: Herausforderungen und Forderungen

September 16, 2024
16.09.2024
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C O R R E C T I O N von Leyad: Ein Blick auf die Situation der Senioren in Quebec

In Quebec hat ein neuer Bericht der Quebecer Rentnervereinigung (AQRP) alarmierende Zahlen zu den Zwangsräumungen von Senioren aus privaten Seniorenresidenzen, bekannt als RPAs, veröffentlicht. Zwischen 2022 und 2023 wurden über 2.500 Senioren aus ihren Wohnstätten evakuiert. Diese Zwangsräumungen werfen Fragen über die Praktiken in der Wohnungswirtschaft und den Schutz der älteren Bevölkerung auf.

Die Erfahrungen der Betroffenen

Daniel Bergeron und Suzanne Cyr sind zwei der betroffenen Senioren, die im Januar 2022 eine Räumungsankündigung für die Résidence Mont-Carmel in Montreal erhielten. Die beiden beschreiben ihre Erfahrung als schockierend und unakzeptabel. „Man wirft alte Menschen nicht einfach auf die Straße“, sagt Bergeron. Die beiden hatten nie damit gerechnet, dass sie ihre Wohnung verlassen müssten, da im Verkaufsvertrag des alten Eigentümers festgelegt wurde, dass die Immobilie weiterhin als RPA betrieben werden sollte.

Die Situation eskalierte, als der neue Eigentümer die Statusänderung der RPA einleitete und den Bewohnern eine Frist von sechs Monaten setzte, um entweder auszuziehen oder als Mieter zu höheren Mieten ohne die gewohnten Dienstleistungen zu bleiben. „Einige von uns konnten gehen, aber viele konnten es nicht. Einige starben, andere wurden depressiv“, erklärt Bergeron weiter.

Politische Reaktionen und Forderungen

Die AQRP hat die Regierung von Quebec aufgefordert, in den aktuellen Wohnungsreformgesetzen, insbesondere in Bill 31, eine Klausel aufzunehmen, die Zwangsräumungen in privaten Seniorenresidenzen verbietet. Paul-René Roy, der Präsident der AQRP, kritisiert, dass die Regierung lediglich eine Entschädigung für die evakuierten Mieter vorsieht, die derzeit drei Monatsmieten entspricht, und dass diese auf 24 Monate erhöht werden soll. „Aber eine Entschädigung ersetzt nicht die Wohnung“, betont Roy.

Zusätzlich hat der Bericht ergeben, dass zwischen Oktober 2022 und September 2023 insgesamt 88 RPAs geschlossen wurden, was die Regierung dazu veranlasst hat, Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Trend zu stoppen. In einer Erklärung des Ministeriums für Wohnungsbau von Quebec wurde betont, dass die Ministerin für Senioren, Sonia Bélanger, Maßnahmen ergriffen hat, um die Mieter zu schützen, indem die Kündigungsfrist für Eigentümer auf neun Monate verlängert wurde. Zudem wurde eine Investition von 1,8 Milliarden Dollar für den Bau neuer sozialer und erschwinglicher Wohnungen angekündigt.

Rechtliche Auseinandersetzungen und Unterstützung für Betroffene

Viele der ehemaligen Bewohner der Résidence Mont-Carmel weigern sich, die Räumung zu akzeptieren und befinden sich in einem Rechtsstreit mit dem Eigentümer, Leyad, einer Immobilienverwaltungsgesellschaft. Bergeron und Cyr haben sich in ihrer neuen Wohnstätte organisiert, um anderen ehemaligen Nachbarn durch den rechtlichen Prozess zu helfen. Sie planen mehrere Gerichtstermine für Mai und Juli.

„Ich möchte das tun, weil ich diese Menschen liebe“, sagt Cyr. Für Bergeron ist es wichtig, ein Beispiel für den Widerstand gegen Zwangsräumungen zu sein. „Wir versuchen, Lösungen zu finden, die auf uns angewendet werden können, und hoffentlich auch auf andere Bewohner“, fügt er hinzu.

Fazit

Die Situation der Senioren in Quebec wirft ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Schutzes der älteren Bevölkerung in privaten Wohnanlagen auf. Die Zwangsräumungen und die damit verbundenen emotionalen und physischen Belastungen sind für viele Betroffene eine erhebliche Herausforderung. Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf die Forderungen der AQRP reagieren und ob die geplanten Gesetzesänderungen tatsächlich umgesetzt werden, um die Rechte der Senioren zu schützen und zukünftige Zwangsräumungen zu verhindern.

Die Diskussion um die Wohnsituation von Senioren in Quebec ist ein komplexes Thema, das sowohl soziale als auch politische Dimensionen umfasst. Die Stimmen der Betroffenen sind entscheidend für die zukünftige Gestaltung der Wohnpolitik in der Provinz.

Quellen: finanzen.net, CityNews Montreal

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