Ifo-Institut: Viele Betriebe zögern bei Künstlicher Intelligenz
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der deutschen Wirtschaft hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, jedoch zeigt eine aktuelle Untersuchung des ifo Instituts, dass viele Unternehmen, insbesondere kleinere Betriebe, weiterhin zögern, diese Technologie zu implementieren. Laut einer Kurzexpertise, die im Auftrag der IHK für München und Oberbayern erstellt wurde, liegt der Anteil der Unternehmen, die KI in irgendeiner Form nutzen, bei etwa 12%. Dies positioniert Deutschland im europäischen Vergleich auf dem siebten Platz, hinter Ländern wie Dänemark, Finnland, Luxemburg und Belgien, die jeweils einen höheren Anteil an KI-Nutzern aufweisen.
Die Studie verdeutlicht, dass der Einsatz von KI stark von der Unternehmensgröße abhängt. Während etwa ein Drittel der großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern KI-Technologien anwendet, sind es bei kleinen Unternehmen nur rund 10%. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass kleinere Firmen oft mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind, die sie daran hindern, KI effektiv zu nutzen.
Hauptgründe für die Zurückhaltung
Die Gründe für die zögerliche Haltung vieler Unternehmen gegenüber der Implementierung von KI sind vielfältig. Eine der größten Hürden ist der Mangel an Expertise. Laut der ifo-Studie geben 72% der Unternehmen an, dass ihnen das notwendige Wissen fehlt, um KI erfolgreich einzusetzen. Dies wird gefolgt von Bedenken hinsichtlich der Integration von KI in bestehende Geschäftsprozesse (54%) sowie rechtlichen Unsicherheiten (51%) und Datenschutzfragen (48%). Diese Faktoren tragen dazu bei, dass viele Unternehmen die Vorteile von KI nicht ausschöpfen können, obwohl sie das Potenzial zur Effizienzsteigerung und zur Kompensation des Fachkräftemangels bieten könnte.
Branchenübergreifende Anwendung von KI
Die Bereiche, in denen KI in Deutschland am häufigsten eingesetzt wird, sind vor allem die IT-Sicherheit, das Marketing, die Produktion und das Controlling. Unternehmen nutzen KI insbesondere für Text- und Datenanalysen sowie zur Automatisierung von Produktionsprozessen. Trotz der erkennbaren Vorteile, die KI in der Logistik und im Gesundheitswesen bieten könnte, bleibt die breite Anwendung in diesen Bereichen noch aus.
Der ifo-Studienleiter Oliver Falck betont die Notwendigkeit, in die Schulung der Mitarbeiter zu investieren, um die Wissenslücken zu schließen. Er empfiehlt zudem, den KI-Einsatz in kleinen und mittleren Unternehmen gezielt zu fördern. Dies könnte durch staatliche Unterstützung und Initiativen geschehen, die darauf abzielen, den Zugang zu KI-Technologien zu erleichtern und die damit verbundenen Kosten zu senken.
Politische Maßnahmen und Zukunftsperspektiven
Die IHK für München und Oberbayern hat sich in einem Positionspapier für eine schnelle und bürokratiearme Umsetzung des EU-AI Acts ausgesprochen. Dies umfasst die Forderung nach einer zentralen nationalen KI-Behörde, die einheitliche Standards für die Umsetzung von KI-Anwendungen in Deutschland und Europa sicherstellt. Die Politik wird aufgefordert, rechtliche Klarheit zu schaffen und die bestehenden Regularien so anzupassen, dass Unternehmen nicht mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert werden.
Die Bedeutung von KI für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft kann nicht unterschätzt werden. IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl äußert, dass die breite Nutzung von KI eine der größten Hoffnungen für die Zukunft darstellt. Durch den Einsatz von KI könnten Unternehmen nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen.
Fazit
Insgesamt zeigt die Untersuchung des ifo Instituts, dass Deutschland im europäischen Vergleich relativ gut aufgestellt ist, jedoch noch erhebliche Fortschritte nötig sind, um das volle Potenzial von Künstlicher Intelligenz auszuschöpfen. Die Herausforderungen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, müssen angegangen werden, um eine breitere Akzeptanz und Nutzung von KI in der deutschen Wirtschaft zu fördern. Dies erfordert sowohl Investitionen in Bildung und Schulung als auch klare politische Rahmenbedingungen, die den Unternehmen helfen, die Vorteile von KI zu erkennen und zu nutzen.
Quellen: ifo Institut, IHK für München und Oberbayern