Waffenruhe im Ukraine-Krieg: Militärexperte warnt vor Risiken
Die Möglichkeit einer Waffenruhe im Ukraine-Krieg bleibt unsicher. Während viele auf ein Ende der Kämpfe hoffen, sieht der ukrainische Militärexperte Olexander Kowalenko erhebliche Gefahren in einem voreiligen Friedensabkommen. Er befürchtet, Russland könnte eine Waffenruhe missbrauchen, um seine Streitkräfte massiv zu verstärken und einen erneuten Angriff vorzubereiten, wie die dpa berichtet. (finanzen.net)
Kowalenko warnt konkret vor einem möglichen Ausbau der russischen Panzer-, Artillerie- und Raketenstreitkräfte innerhalb eines Jahres. Er hält einen Anstieg der Infanterie auf bis zu 1,2 Millionen Soldaten für möglich. Darüber hinaus rechnet er mit der Unterstützung von bis zu 50.000 nordkoreanischen Soldaten, falls die Kooperation zwischen Moskau und Pjöngjang anhält. Diese militärische Stärkung würde die Kapazitäten der russischen Armee vom Beginn der Invasion im Februar 2022 deutlich übertreffen. (Handelsblatt)
Mit diesem verstärkten Militärpotenzial könnte Russland laut Kowalenko versuchen, seinen Einflussbereich in Europa auszudehnen. Als Beispiel nennt er einen möglichen Vorstoß durch den Suwalki-Korridor, das Grenzgebiet zwischen Polen und Litauen, um die russische Exklave Kaliningrad zu erreichen. Auch einen erneuten Angriff im Süden der Ukraine in Richtung Moldau, wie bereits zu Beginn des Krieges geplant, hält er für möglich. (Mindener Tageblatt)
Kowalenko kritisiert die westlichen Regierungen für ihre seiner Ansicht nach fehlende Weitsicht und warnt vor den Konsequenzen einer erzwungenen Waffenruhe. Ein Frieden mit einem „unbesiegten Feind“ würde seiner Argumentation zufolge unweigerlich zu einem noch größeren Krieg führen. (Wirtschaftswoche)
Auch in Russland gibt es Stimmen gegen eine Waffenruhe. Russische Experten argumentieren, der Westen würde eine Waffenruhe nutzen, um die ukrainische Armee weiter aufzurüsten und Russland so eine strategische Niederlage zuzufügen. Sie verweisen auf die Minsker Friedensvereinbarungen, die ihrer Meinung nach vom Westen instrumentalisiert wurden, um die Ukraine militärisch zu stärken. (Deutschlandfunk)
Die Ukraine betont ihrerseits die Notwendigkeit, Russland so zu besiegen, dass es nie wieder in der Lage sein wird, ein anderes Land anzugreifen. Die unterschiedlichen Positionen und die anhaltenden Kampfhandlungen verdeutlichen die Komplexität der Lage und die Schwierigkeit, einen Weg zu einem dauerhaften Frieden zu finden. (Südkurier)