Iran will IAEA-Chef Grossi empfangen
Teheran hat angekündigt, den Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, zum ersten Mal seit mehreren Monaten zu empfangen. Der Chef der iranischen Atomorganisation, Mohammad Eslami, erklärte, dass bereits Gespräche zwischen den Vertretern beider Seiten stattgefunden haben und dass Grossi gerne in den Iran reisen könne, sobald das Programm koordiniert sei. Dieser Besuch könnte auch ein erstes Treffen zwischen Grossi und dem neuen, als moderat geltenden Präsidenten Massud Peseschkian ermöglichen.
Das genaue Datum des Besuchs steht jedoch noch nicht fest, und die IAEA äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem geplanten Besuch. Die IAEA hat ihren Sitz in Wien und ist für die Überwachung der nuklearen Aktivitäten ihrer Mitgliedstaaten zuständig.
Hintergrund des Besuchs
Der Iran hatte sich im Jahr 2015 in einem Abkommen verpflichtet, sein Atomprogramm erheblich einzuschränken. Im Gegenzug sollten westliche Sanktionen aufgehoben werden. Doch nach dem Rückzug der USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump im Jahr 2018 aus diesem Abkommen begann der Iran, seine Atomanlagen wieder hochzufahren und die Zusammenarbeit mit der IAEA zu reduzieren. Diese Entwicklungen führten zu einer erheblichen Wirtschaftskrise im Iran, die durch neue Sanktionen verschärft wurde.
In den letzten Wochen äußerte Grossi Besorgnis über die Zunahme von hoch angereichertem Uran im Iran. Er wies darauf hin, dass Teheran weiterhin nicht mit der IAEA über offene Fragen zu früheren geheimen Nuklearaktivitäten kommuniziere. Seit der Wahl Peseschkians im Juli 2024 gab es keine Gespräche zwischen dem Iran und der IAEA, und Teheran hat erfahrene IAEA-Inspektoren nicht ins Land gelassen.
Politische Implikationen
Peseschkian hatte im Wahlkampf betont, dass er die Atomverhandlungen mit dem Westen wieder aufnehmen wolle, um die internationalen Sanktionen gegen den Iran aufzuheben. Ein Besuch von Grossi in Teheran könnte als erster Schritt in diese Richtung interpretiert werden. Peseschkian plant außerdem, Ende September an der UN-Vollversammlung in New York teilzunehmen, was möglicherweise weitere diplomatische Gespräche anstoßen könnte.
Eslami erklärte, dass die IAEA-Überwachungen weiterhin durchgeführt werden und dass die Anzahl der IAEA-Inspektoren im Iran erhöht wurde. Der Iran behält sich jedoch das Recht vor, zu entscheiden, welche Inspektoren ins Land kommen, und betont, dass er sich nicht unter Druck setzen lasse.
Zusammenfassung der aktuellen Situation
Die Situation rund um das iranische Atomprogramm bleibt angespannt. Die Zunahme an hoch angereichertem Uran und die mangelnde Kooperation mit der IAEA werfen ernsthafte Fragen auf. Beobachter sehen den bevorstehenden Besuch von Grossi als potenziellen Wendepunkt, der möglicherweise neue Gespräche über die atomaren Ambitionen des Iran einleiten könnte.
Die internationale Gemeinschaft wird die Entwicklungen genau beobachten, insbesondere im Hinblick auf die Bemühungen um eine diplomatische Lösung und die Wiederherstellung der Zusammenarbeit zwischen dem Iran und der IAEA.
Quellen: dpa, Handelsblatt, BörsenNEWS.de