Leoni geht mehrheitlich nach China

Der Nürnberger Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni steht vor einem bedeutenden Eigentümerwechsel. Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer plant, die Mehrheit der Anteile an Leoni an das chinesische Unternehmen Luxshare zu verkaufen. Diese Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Leoni mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert ist und sich in einem vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren befindet.

Details des Verkaufs

Die Vereinbarung sieht vor, dass Luxshare 50,1 Prozent der Anteile an der Leoni AG übernimmt. Zudem wird die gesamte Kabelsparte von Leoni an ein Joint-Venture unter der Leitung von Luxshare übertragen. Laut einer Mitteilung von Leoni beläuft sich der Kaufpreis auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag, was auf einen Wert von etwa 320 Millionen Euro hinweist. Diese Transaktion muss jedoch noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden.

Hintergrund des Unternehmens

Leoni, ein traditionsreiches Unternehmen mit Sitz in Nürnberg, beschäftigt weltweit rund 95.000 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 5,46 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist bekannt für die Herstellung von Kabelbäumen, die insbesondere in der Automobilindustrie Verwendung finden. In den letzten Jahren hat Leoni jedoch aufgrund seiner internationalen Expansion und der Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Kriegs erhebliche Schulden angehäuft.

Finanzielle Herausforderungen und Rettungsmaßnahmen

Im Jahr 2023 wurde Leoni von Pierer übernommen, nachdem die Altaktionäre im Zuge einer Rettungsaktion ihre Anteile verloren hatten. Pierer hatte eine Kapitalspritze von 150 Millionen Euro bereitgestellt, um das Unternehmen vor der Insolvenz zu bewahren. Diese drastischen Maßnahmen wurden notwendig, nachdem ein geplanter Verkauf der Kabelsparte an einen thailändischen Investor überraschend gescheitert war.

Strategische Partnerschaft mit Luxshare

Luxshare, ein Elektronik-Zulieferer mit Sitz in Shenzhen, ist bekannt für die Herstellung von Computer-Kabeln und Komponenten für Unternehmen wie Apple. Die Übernahme von Leoni wird als strategischer Schritt angesehen, um die Position beider Unternehmen in der Automobilbranche zu stärken. Luxshare-Chefin Grace Wang äußerte, dass die Zusammenarbeit mit Leoni entscheidend für die Ambitionen des Unternehmens sei, zu einem führenden Akteur in der globalen Automobilindustrie zu werden.

Voraussichtliche Auswirkungen

Die Übernahme könnte weitreichende Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit von Leoni haben. Durch die Integration von Luxshares Expertise in den Bereichen Steckverbinder und Elektronik könnte Leoni in der Lage sein, verstärkt integrierte Lösungen anzubieten, die besonders im Kontext der zunehmenden Elektrifizierung von Fahrzeugen von Bedeutung sind. Sogenannte modulare Kabelbäume, die in Elektroautos verstärkt zum Einsatz kommen, könnten somit weiterentwickelt werden.

Ausblick

Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden steht noch aus, jedoch könnte der Verkauf an Luxshare eine Wende für Leoni darstellen. Die Partnerschaft könnte nicht nur die finanzielle Stabilität des Unternehmens sichern, sondern auch neue Innovationsmöglichkeiten eröffnen. In Anbetracht der Herausforderungen, vor denen Leoni in den letzten Jahren stand, wird dieser Schritt als potenzieller Neuanfang betrachtet.

Fazit

Der bevorstehende Verkauf von Leoni an Luxshare markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens. Während der Verkauf Herausforderungen mit sich bringt, könnte er auch die Grundlage für zukünftiges Wachstum und Stabilität legen. Die Entwicklungen in den kommenden Monaten werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich diese Partnerschaft auf die Branche und die Marktposition von Leoni auswirken wird.

Quellen: - finanzen.net - Handelsblatt - Kurier - Süddeutsche Zeitung