Skepsis am Erreichen der Energiewende-Ziele nimmt etwas ab
Die Skepsis in der Bevölkerung über die Erreichung der Energiewende-Ziele in Deutschland zeigt Anzeichen einer leichten Abnahme. Laut einer repräsentativen Umfrage des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY glauben mittlerweile 31 Prozent der Befragten, dass bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden kann. Im Vergleich dazu waren es im November 2023 nur 23 Prozent, und im März 2024 stieg dieser Wert auf 29 Prozent. Dies deutet auf einen vorsichtigen Aufwärtstrend hin, auch wenn die Skepsis weiterhin vorherrscht, da 69 Prozent der Befragten nicht an die Erreichung dieses Ziels glauben.
Die Umfrage, die im Juli unter rund 1.000 Personen durchgeführt wurde, zeigt, dass der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere aus Wind- und Sonnenkraft, eine zentrale Rolle in der Strategie der Bundesregierung spielt. Diese Strategie zielt darauf ab, die Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas zu verringern. Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits 58 Prozent des deutschen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt, was die Fortschritte in diesem Bereich unterstreicht.
Zustimmung zur Energiepolitik steigt leicht
Die allgemeine Zustimmung zur Energiepolitik hat sich ebenfalls leicht erhöht, von 38 Prozent im März auf 46 Prozent im aktuellen Zeitraum. Dies bedeutet jedoch auch, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Meinung ist, dass die politischen Maßnahmen zur Sicherstellung einer zukünftigen Energieversorgung nicht ausreichend sind. Andreas Siebel, Leiter des Sektors Energie- und Rohstoffwirtschaft bei EY, führt diese anhaltende Skepsis auf die negativen Erfahrungen zurück, die viele Menschen während der Energiekrise gemacht haben. Der Energiepreisschock in den Jahren 2022 und 2023 hat das Bewusstsein für die Abhängigkeit von Energieimporten geschärft und die Verwundbarkeit der deutschen Wirtschaft verdeutlicht.
Für die Mehrheit der Befragten hat die Versorgungssicherheit bei der Energieversorgung oberste Priorität. An zweiter Stelle steht der Umwelt- und Klimaschutz mit 27 Prozent, während die Preisgünstigkeit mit 19 Prozent auf dem dritten Platz rangiert. Diese Prioritäten spiegeln die Sorgen der Bevölkerung wider, dass die Energiewende nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch tragfähig sein muss.
Herausforderungen der Energiewende
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es erhebliche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss beschleunigt werden, um die festgelegten Ziele zu erreichen. Die Bundesregierung hat ehrgeizige Pläne, um die Nutzung erneuerbarer Energien zu erhöhen, doch der Fortschritt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Insbesondere die Ziele für den Ausbau der Windenergie an Land werden voraussichtlich nicht erreicht. Im Jahr 2023 konnte die Bundesnetzagentur nur für die Hälfte der gesetzlich festgelegten Menge Zuschläge erteilen, was auf bürokratische Hürden und Widerstände bei Genehmigungsverfahren hinweist.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist der Netzausbau, der für die Integration der erneuerbaren Energien in das bestehende Stromnetz unerlässlich ist. Der Bund hinkt hier hinter dem Zeitplan hinterher, was die langfristige Versorgungssicherheit gefährden könnte. Die Bundesregierung muss verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, um die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur zu fördern.
Öffentliche Wahrnehmung und Unterstützung
Die öffentliche Wahrnehmung der Energiewende ist von gemischten Gefühlen geprägt. Während ein Teil der Bevölkerung optimistisch ist und die Fortschritte anerkennt, gibt es auch viele, die skeptisch bleiben und die Politik auffordern, konkretere Maßnahmen zu ergreifen. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, ist es wichtig, transparent über die Herausforderungen und Fortschritte zu kommunizieren und die Menschen aktiv in den Prozess einzubeziehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Skepsis gegenüber der Erreichung der Energiewende-Ziele in Deutschland zwar etwas abnimmt, jedoch weiterhin eine große Herausforderung darstellt. Die Bundesregierung steht vor der Aufgabe, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die gesetzten Ziele zu erreichen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Energiepolitik zu stärken.
Quellen: - finanzen.net - dpa-AFX - EY Umfrage