Der Automobilkonzern Stellantis sieht sich aufgrund von Schwierigkeiten im nordamerikanischen Markt und einer allgemein schwachen Branchenlage gezwungen, seine Gewinnerwartungen für das laufende Jahr zu reduzieren. Wie Stellantis am Montag in Amsterdam bekannt gab, rechnet Konzernchef Carlos Tavares nun nur noch mit einer bereinigten operativen Gewinnmarge von 5,5 bis 7,0 Prozent. Ursprünglich hatte das Unternehmen einen zweistelligen Prozentsatz vom Erlös als operativen Gewinn angestrebt. Diese Nachricht führte zu einem starken Kursabsturz der Aktie.
Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX berichtet, fiel das Papier um fast 13 Prozent auf 12,68 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie damit bereits 40 Prozent ihres Wertes verloren, was Stellantis zum größten Verlierer im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 macht.
Die Gewinnwarnung sei zwar erwartet worden, so der UBS-Analyst Patrick Hummel gegenüber dpa-AFX. Das Ausmaß der Senkung sei jedoch überraschend und übertreffe die Prognoserevisionen der deutschen Autobauer. Laut Hummel gehe Stellantis nun mit einer deutlich schlechteren Ausgangslage in das neue Jahr. Die Ausschüttung von Dividenden und mögliche Aktienrückkäufe stünden nun infrage.
Besonders bitter für die Anleger: Der freie Finanzmittelfluss des Industriegeschäfts – ohne Berücksichtigung der Finanzdienstleistungen – dürfte in diesem Jahr 5 bis 10 Milliarden Euro aus dem Unternehmen abfließen. Ursprünglich hatte das Management einen Mittelzufluss angestrebt. Der Free Cashflow gilt als Indikator für die Finanzkraft eines Unternehmens und kann sich auf die Höhe der Dividende auswirken.
Der Autobauer, zu dessen Markenportfolio unter anderem Peugeot, Citroen, Fiat, Chrysler, Jeep und Alfa Romeo gehören, verzeichnete zuletzt insbesondere im US-Geschäft Einbußen. Normalerweise erzielt Stellantis mit großen SUVs und Pick-ups auf dem nordamerikanischen Markt den größten Teil seines Gewinns. Aktuell jedoch stauen sich unverkaufte Fahrzeuge bei den Händlern, was zu sinkenden Verkaufspreisen führt. Bereits die Halbjahresergebnisse hatten bei den Anlegern für Enttäuschung gesorgt.
Tavares plant nun, mit verstärkten Maßnahmen gegenzusteuern. So sollen die Händlerbestände in den USA bis Ende des Jahres deutlich auf höchstens 330.000 Fahrzeuge reduziert werden – ein Ziel, das ursprünglich erst für das erste Quartal des kommenden Jahres vorgesehen war. Um dies zu erreichen, sollen die Auslieferungen des Konzerns in Nordamerika im zweiten Halbjahr um über 200.000 Fahrzeuge gekürzt werden, statt wie bisher geplant nur um 100.000. Zudem sollen verstärkt Rabatte den Absatz ankurbeln.
Laut Stellantis macht das Aktionsprogramm für Nordamerika etwa zwei Drittel der Margenprognosesenkung aus. Hinzu kommen schwächer als erwartet ausgefallene Verkäufe in den meisten anderen Regionen.
Stellantis ist nicht der einzige Automobilhersteller, der seine Gewinnaussichten für das laufende Jahr nach unten korrigieren musste. Auch die deutschen Autobauer Mercedes-Benz, BMW und die Porsche AG sowie der Volkswagen-Konzern – dieser gleich zweimal – haben ihre Prognosen bereits angepasst.
Quellen:
- https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/roundup-stellantis-kappt-gewinnausblick-wegen-us-problemen-kursrutsch-13879519
- dpa-AFX