Wahlbeben in Thüringen und Sachsen: AfD erzielt historische Erfolge und verändert die politische Landschaft

September 1, 2024
01.09.2024
4 Minuten
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Gesamt-Report: AfD in Thüringen klar vorn - Enges Rennen mit CDU in Sachsen

DRESDEN/ERFURT/BERLIN - Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am 1. September 2024 haben für die politische Landschaft in Deutschland weitreichende Konsequenzen. Die Alternative für Deutschland (AfD) hat in Thüringen einen historischen Erfolg erzielt und ist erstmals stärkste Kraft geworden. Prognosen von ARD und ZDF zeigen, dass die AfD in Thüringen zwischen 30,5 und 33,5 Prozent der Stimmen erhalten hat, während die Christlich Demokratische Union (CDU) bei etwa 24,5 Prozent liegt.

In Sachsen hingegen zeichnet sich ein enges Rennen zwischen der CDU und der AfD ab. Die CDU könnte zwischen 31,5 und 32,0 Prozent erreichen, während die AfD mit 30,0 bis 31,5 Prozent nur knapp dahinter liegt. Diese Entwicklungen sind besonders bemerkenswert, da sie die politische Landschaft in beiden Bundesländern erheblich verändern könnten.

Ergebnisse in Thüringen

In Thüringen hat die AfD ihre Stimmenzahl im Vergleich zur letzten Wahl 2019 erheblich gesteigert, als sie 23,4 Prozent erhielt. Die CDU hat sich ebenfalls leicht verbessert, von 21,7 auf 24,5 Prozent. Neu auf der politischen Bühne ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das mit 14,5 bis 16,0 Prozent in die Landtagswahl einzieht und die Linke, die unter Ministerpräsident Bodo Ramelow regiert, auf einen dramatischen Rückgang von 31,0 auf 11,5 bis 12,5 Prozent zwingt.

Die Parteien der Ampel-Koalition auf Bundesebene, insbesondere die SPD, haben ebenfalls stark verloren. Die SPD könnte mit 6,5 bis 7,0 Prozent das schlechteste Ergebnis in Thüringen seit der Gründung der Bundesrepublik erzielen. Die Grünen und die FDP scheiden mit 4,0 und 1,0 bis 1,3 Prozent aus dem Parlament aus.

Ergebnisse in Sachsen

In Sachsen bleibt die CDU mit 31,5 bis 32,0 Prozent die stärkste Kraft, gefolgt von der AfD mit 30,0 bis 31,5 Prozent. Das BSW erreicht zwischen 11,5 und 12,0 Prozent, während die SPD mit 7,5 bis 8,5 Prozent und die Linke mit 4,0 bis 4,5 Prozent hinterherhinken. Auch die Grünen müssen mit 5,0 bis 5,5 Prozent um den Einzug ins Parlament bangen, während die FDP erneut den Einzug verpasst.

Die Wahlbeteiligung in Thüringen liegt laut Prognosen bei 73,5 bis 74,0 Prozent, was eine Steigerung im Vergleich zu 2019 darstellt, als sie bei 64,9 Prozent lag. Diese hohe Beteiligung könnte auf ein wachsendes Interesse der Wähler an den politischen Entwicklungen in der Region hinweisen.

Regierungsbildung in Thüringen

Die bisherige rot-rot-grüne Minderheitskoalition unter Ministerpräsident Bodo Ramelow hat keine realistische Chance auf eine Fortsetzung. Die anderen Parteien schließen eine Koalition mit der AfD aus, die vom Landesverfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird. Die wahrscheinlichste Option für eine neue Koalition wäre ein Bündnis aus CDU, BSW und SPD. Thüringens CDU-Chef Mario Voigt sieht in den Prognosen den Auftrag zur Regierungsbildung bei den Christdemokraten.

Das BSW könnte eine entscheidende Rolle spielen, da es eine Abspaltung von der Linken ist. BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hat bereits Interesse an Koalitionsverhandlungen bekundet, was jedoch auf Widerstand bei den CDU-Politikern stößt, die Bedenken hinsichtlich ihrer Vergangenheit in der SED haben.

Regierungsbildung in Sachsen

In Sachsen könnte die CDU unter Ministerpräsident Michael Kretschmer ihre Koalition mit Grünen und SPD fortsetzen. Die AfD, die auch in Sachsen als rechtsextrem gilt, wird von den anderen Parteien ausgeschlossen. Vor der Wahl hatten die Grünen CDU und SPD vorgeworfen, sich auf eine gemeinsame Minderheitsregierung vorzubereiten.

Wahlkampf und gesellschaftliche Stimmung

Der Wahlkampf in beiden Ländern war von Spannungen geprägt, insbesondere in Bezug auf die Themen Migration und den Ukraine-Konflikt. Die AfD hat in ihren Kampagnen die Sorgen der Wähler bezüglich der Migration aufgegriffen, während die Parteien der Ampel-Koalition versucht haben, ihre Positionen zu verteidigen. Die Stimmung war angespannt, und es gab zahlreiche Proteste gegen die AfD, die von Gegendemonstranten begleitet wurden.

Die Wahl hat gezeigt, dass die politischen Kräfteverhältnisse in Thüringen und Sachsen im Fluss sind und die AfD eine zunehmend zentrale Rolle spielt. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die neuen politischen Konstellationen entwickeln und welche Koalitionen letztlich gebildet werden können.

Die Ergebnisse der Wahlen in Thüringen und Sachsen sind nicht nur für die beiden Bundesländer von Bedeutung, sondern haben auch Auswirkungen auf die bundespolitische Landschaft. Die Ampel-Koalition sieht sich mit einem erheblichen Vertrauensverlust konfrontiert, während die AfD und das BSW an Einfluss gewinnen.

Die politischen Akteure in beiden Bundesländern stehen vor der Herausforderung, stabile Regierungsmehrheiten zu bilden, während sie gleichzeitig den Erwartungen ihrer Wähler gerecht werden müssen.

Quellen: dpa-AFX, ARD, ZDF

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