Ifo: Kurzarbeit in der Industrie in Deutschland nimmt zu
Die Kurzarbeit in der deutschen Industrie hat in den letzten Monaten einen signifikanten Anstieg erfahren, wie eine aktuelle Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigt. Im August 2024 berichteten 14,3 Prozent der befragten Unternehmen von Kurzarbeit, was einen Anstieg im Vergleich zu 12,5 Prozent im Mai darstellt. Diese Entwicklung wird als besorgniserregend angesehen, da sie auf die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinweist, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind.
Besonders auffällig ist, dass 23 Prozent der Unternehmen in der Umfrage angaben, dass sie in den kommenden drei Monaten mit Kurzarbeit rechnen. Dies ist ein Anstieg von knapp 19 Prozent im Mai. Der Ifo-Experte Sebastian Link betont, dass dieser Anstieg trotz der bestehenden Arbeitskräfteknappheit erfolgt, was darauf hindeutet, dass viele Unternehmen die gegenwärtige Krise als sehr schwerwiegend einschätzen. Anstatt Kurzarbeit als temporäre Lösung zu nutzen, scheinen sie eher dazu bereit zu sein, Stellen abzubauen oder Standorte zu verlagern.
Branchenspezifische Entwicklungen
Die Kurzarbeit ist in verschiedenen Branchen unterschiedlich verbreitet. Besonders stark betroffen sind Möbelhersteller, bei denen 29,2 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit melden. Auch in der Metallerzeugung liegt der Anteil bei 27,7 Prozent, während 23,1 Prozent der Hersteller elektrischer Ausrüstungen von Kurzarbeit berichten. Der Maschinenbau und die Automobilindustrie zeigen ebenfalls hohe Zahlen, mit 19,8 Prozent und 19,3 Prozent der Betriebe, die Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Im Gegensatz dazu wurde in der Chemiebranche keine nennenswerte Kurzarbeit festgestellt.
Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit bleibt jedoch deutlich niedriger als die Anzahl der betroffenen Unternehmen. Laut den neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bezogen im Juni 2024 insgesamt 232.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld, was im Vergleich zu den hohen Zahlen während der Corona-Pandemie, als zeitweise bis zu 6 Millionen Menschen in Kurzarbeit waren, relativ gering ist.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie sind derzeit angespannt. Das Ifo-Institut hat seine Konjunkturprognose aufgrund ausbleibender Investitionen und einer schlechten Auftragslage kürzlich gesenkt. Für das laufende Jahr wird ein stagnierendes Bruttoinlandsprodukt (BIP) prognostiziert, nachdem zuvor ein Wachstum von 0,4 Prozent erwartet wurde. Für 2025 wurde die Wachstumsprognose von 1,5 auf 0,9 Prozent reduziert.
Die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen haben auch Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation in der Industrie. Unternehmen wie Daimler Truck haben bereits Kurzarbeit eingeführt, um auf sinkende Verkaufszahlen zu reagieren. Dies zeigt, dass viele Betriebe gezwungen sind, ihre Produktionskapazitäten anzupassen, um den aktuellen Marktbedingungen gerecht zu werden.
Fazit
Die Zunahme der Kurzarbeit in der deutschen Industrie ist ein Indikator für die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind. Während einige Branchen stärker betroffen sind als andere, bleibt die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf die langfristige Stabilität und das Wachstum der deutschen Wirtschaft auswirken werden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob sich die Situation verbessert oder ob die Unternehmen weiterhin gezwungen sind, Kurzarbeit als Maßnahme zur Kostensenkung zu nutzen.
Die Ergebnisse der Umfrage des Ifo-Instituts verdeutlichen die Notwendigkeit für Unternehmen, flexibel auf die sich verändernden wirtschaftlichen Bedingungen zu reagieren und gegebenenfalls strategische Anpassungen vorzunehmen.
Quellen: Finanzen.net, Handelsblatt, WirtschaftsWoche, Kurier, Trend.