ROUNDUP: Genossenschaften und Banken stützen klamme Baywa

München - Der unter erheblichen finanziellen Belastungen leidende Mischkonzern Baywa erhält Unterstützung von Gläubigerbanken sowie von seinen Hauptaktionären in Form einer kurzfristigen Finanzspritze von über einer halben Milliarde Euro. Dieses Maßnahmenpaket soll sicherstellen, dass das Unternehmen, das insbesondere für die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung im Süden Deutschlands von Bedeutung ist, weiterhin zahlungsfähig bleibt. Laut einer Mitteilung der Baywa umfasst das Hilfspaket mehrere Komponenten, wobei der Hauptanteil aus Krediten von nahezu 400 Millionen Euro besteht.

Die beiden größten Aktionäre der Baywa sind die Beteiligungsgesellschaften der Genossenschaften aus Bayern und Österreich. Die Bayerische Raiffeisen Beteiligung hält mehr als 34 Prozent der Anteile, während die Raiffeisen Agrar Invest aus Österreich 28 Prozent besitzt. Diese Zusammenarbeit zwischen den Genossenschaften ist ein wesentlicher Bestandteil der finanziellen Unterstützung, die dem Konzern zugutekommt.

Finanzielle Situation der Baywa

Die Baywa hat weltweit rund 24.000 Mitarbeiter und sieht sich mit einer hohen finanziellen Belastung konfrontiert, die sich auf insgesamt über 5,6 Milliarden Euro beläuft. Diese Schulden setzen sich sowohl aus kurzfristigen als auch aus langfristigen Verbindlichkeiten zusammen. Die gegenwärtige Krise wurde maßgeblich durch eine Kombination aus ansteigenden Zinssätzen und einer schwächelnden Weltwirtschaft in den letzten zwei Jahren verursacht. Die Zinsbelastung des Unternehmens hat sich seit 2021 mehr als verdreifacht und betrug im Jahr 2023 bereits 362 Millionen Euro. Allein im ersten Quartal 2024 beliefen sich die Zinszahlungen auf 97 Millionen Euro.

Die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen sich die Baywa konfrontiert sieht, sind nicht nur auf die allgemeine wirtschaftliche Lage zurückzuführen, sondern auch auf die strategischen Entscheidungen der Unternehmensführung in der Vergangenheit. Insbesondere unter der Leitung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz, der bis Frühjahr 2023 im Amt war, expandierte das Unternehmen erheblich in neue Geschäftsfelder, einschließlich erneuerbarer Energien und internationaler Agrarhandel, was zu einer hohen Verschuldung führte.

Die Rolle der Genossenschaften und Banken

Im Rahmen der aktuellen Unterstützung sind die wichtigsten Gläubigerbanken bereit, einen Überbrückungskredit in Höhe von 272 Millionen Euro bereitzustellen. Dieser Kredit ist bis Ende September befristet, mit der Option auf Verlängerung bis Ende Dezember. Darüber hinaus bringen die Hauptaktionäre durch Gesellschafterdarlehen einen weiteren Betrag von 125 Millionen Euro in das Hilfspaket ein. Um die Liquidität zu sichern, verkauft die Baywa zudem ihren eigenen 45-Prozent-Anteil an der Bayerischen Raiffeisen Beteiligung für 120 Millionen Euro an die DZ-Bank und die BRB. Hinzu kommen Einnahmen aus dem Verkauf von Getreide und einem kleineren Firmenanteil, die zusammen 30 Millionen Euro einbringen sollen.

Diese Unterstützung zeigt die Bedeutung der Genossenschaftsbewegung für die Baywa und verdeutlicht, wie eng die Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen finanziellen Unterstützern ist. Die Genossenschaften sehen es als ihre Verantwortung an, zur Stabilität des Unternehmens beizutragen, das für viele Landwirte und die Lebensmittelversorgung in Deutschland von zentraler Bedeutung ist.

Langfristige Perspektiven und notwendige Sanierung

Obwohl die kurzfristige finanzielle Unterstützung der Baywa einen gewissen Atemzug verschafft, bleibt die langfristige Sanierung des Unternehmens ungewiss. Mitte September wird die Unternehmensberatung Roland Berger ein Sanierungsgutachten vorlegen, das die nächsten Schritte zur Stabilisierung des Unternehmens skizzieren soll. Experten erwarten, dass die Berater empfehlen werden, Unternehmensanteile zu verkaufen, um die finanzielle Lage zu konsolidieren und wieder auf stabile Füße zu kommen.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu bestimmen, ob die Baywa in der Lage ist, ihre Schuldenlast zu reduzieren und gleichzeitig ihre strategischen Positionen im Agrar- und Energiesektor zu halten. Die Herausforderungen sind erheblich, und die Unternehmensführung steht unter Druck, Lösungen zu finden, die sowohl die Liquidität sichern als auch die Investoren zufriedenstellen.

Fazit

Die Unterstützung durch Genossenschaften und Banken ist für die Baywa von entscheidender Bedeutung, um die aktuelle finanzielle Krise zu überstehen. Die kommenden Entscheidungen der Unternehmensführung und die Empfehlungen der Berater werden maßgeblich darüber entscheiden, ob das Unternehmen in der Lage ist, sich aus der Schuldenfalle zu befreien und seine Rolle im Agrarmarkt auch weiterhin zu behaupten. Während die kurzfristigen Maßnahmen bereits eingeleitet wurden, bleibt abzuwarten, welche langfristigen Strategien entwickelt werden, um die Zukunft der Baywa zu sichern.

Quellen

https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/roundup-genossenschaften-und-banken-stuetzen-klamme-baywa-13769959