Forderung nach Reformen zur Stabilisierung der Rentenversicherung

September 4, 2024
04.09.2024
3 Minuten
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Ökonom Raffelhüschen fordert Beitragsstabilisierung bei Rente

Der Ökonom Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Freiburg, hat sich in jüngster Zeit intensiv mit der deutschen Rentenpolitik auseinandergesetzt. In verschiedenen Interviews und Stellungnahmen kritisiert er die aktuellen Maßnahmen der Ampelregierung und fordert grundlegende Reformen, um die Stabilität des Rentensystems zu gewährleisten. Raffelhüschen ist bekannt für seine Expertise in Fragen der Generationenverträge und hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach zu den Herausforderungen der Alterssicherung geäußert.

Kritik an der Rentenpolitik der Ampelregierung

Raffelhüschen äußert sich kritisch zu den Plänen der Ampelregierung, das Rentenniveau auf dem aktuellen Stand von 48 Prozent zu halten, ohne gleichzeitig das Renteneintrittsalter zu erhöhen oder die Beiträge zu steigern. Er bezeichnet diese Strategie als „Quadratur des Kreises“ und warnt davor, dass eine solche Politik auf lange Sicht nicht tragfähig ist. „Das Rentenpaket II ist schlichtweg nicht umsetzbar, wenn man die demografischen Entwicklungen nicht berücksichtigt“, so Raffelhüschen.

Er argumentiert, dass die demografische Entwicklung in Deutschland, insbesondere die sinkende Zahl der Beitragszahler, nicht ignoriert werden kann. Die Babyboomer-Generation, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand geht, hat im Vergleich zu früheren Generationen weniger Kinder in die Welt gesetzt. Dies führt zu einer zunehmenden Belastung der jüngeren Generationen, die die Renten der älteren Generationen finanzieren müssen.

Die Rolle des Generationenkapitals

Ein weiterer Punkt, den Raffelhüschen anspricht, ist das Konzept des „Generationenkapitals“, das als mögliche Finanzierungsquelle für die Rentenversicherung diskutiert wird. Er sieht in diesem Ansatz jedoch keine Lösung, da er der Meinung ist, dass ein solcher Staatsfonds ohne individuelle Kontrollmechanismen nicht nachhaltig sein kann. „Die Geschichte hat gezeigt, dass Staatsfonds oft nicht erfolgreich sind. Es gibt zahlreiche Beispiele, in denen Gelder nicht verantwortungsvoll verwaltet wurden“, erklärt Raffelhüschen.

Er plädiert stattdessen für eine Reform des bestehenden Systems, um die finanzielle Stabilität der Rentenversicherung zu gewährleisten. „Wir müssen die Abschläge für den vorzeitigen Ruhestand erhöhen, um die Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit zu schaffen“, so Raffelhüschen. Dies würde bedeuten, dass diejenigen, die früher in Rente gehen, höhere Abschläge hinnehmen müssten, während Anreize für längere Beschäftigung geschaffen werden sollten.

Forderungen zur Reform der Rentenversicherung

Raffelhüschen fordert eine grundlegende Überprüfung der Rentenpolitik, um sicherzustellen, dass die Finanzierung der Renten auch in Zukunft gesichert ist. Zu seinen Vorschlägen gehört die Erhöhung der Abschläge für den vorzeitigen Ruhestand von derzeit 0,3 auf mindestens 0,4 Prozentpunkte. Gleichzeitig spricht er sich für eine Beibehaltung der Zuschläge für längeres Arbeiten aus, um die Menschen zu ermutigen, länger im Berufsleben zu bleiben.

„Das größte Potenzial für den Arbeitsmarkt liegt nicht in der Zuwanderung, sondern in der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer und Frauen“, betont Raffelhüschen. Er sieht die Notwendigkeit, die Arbeitsmarktbedingungen so zu gestalten, dass ältere Arbeitnehmer länger im Berufsleben verbleiben können, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen.

Vergleich mit anderen Ländern

Im Gespräch wird auch der Vergleich mit anderen Ländern, insbesondere Schweden, thematisiert. Raffelhüschen äußert sich skeptisch über die Übertragbarkeit des schwedischen Modells auf Deutschland. „Die Schweden haben ein System, das auf individuellen Beiträgen basiert und den Menschen die Wahl lässt, in welche Fonds sie investieren möchten. Das ist in Deutschland nicht so einfach umsetzbar“, erklärt er.

Er warnt davor, dass eine Übernahme von Modellen aus anderen Ländern ohne ein tiefes Verständnis der jeweiligen Systeme nicht zielführend ist. Raffelhüschen betont, dass jede Reform im deutschen Rentensystem sorgfältig durchdacht und an die spezifischen Gegebenheiten des Landes angepasst werden muss.

Fazit

Bernd Raffelhüschen fordert eine umfassende Reform der Rentenpolitik in Deutschland, um die Stabilität des Systems zu gewährleisten und die Lasten gerecht zu verteilen. Seine Vorschläge zielen darauf ab, die Anreize für längere Erwerbstätigkeit zu erhöhen und die finanziellen Rahmenbedingungen der Rentenversicherung zu überprüfen. In Anbetracht der demografischen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, ist es unerlässlich, dass die Politik auf die Warnungen von Experten wie Raffelhüschen hört und entsprechende Maßnahmen ergreift, um die Zukunft der Rentenversicherung zu sichern.

Die Diskussion um die Rentenpolitik wird in den kommenden Jahren sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen und die damit verbundenen politischen Entscheidungen.

Quellen:

  • https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/oekonom-raffelhueschen-fordert-beitragsstabilisierung-bei-rente-13818434
  • https://www.agev.de/agev-im-dialog/die-rentenpolitik-schert-sich-nicht-um-mathematik/
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