Abtretender Nationalbankpräsident Jordan: International führender Finanzplatz geht mit Risiken einher
Der abtretende Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, hat in einem kürzlich geführten Interview betont, dass der internationale Finanzplatz Schweiz auch in Zukunft eine führende Rolle spielen sollte. Dabei wies er jedoch auf die damit verbundenen Risiken hin, die insbesondere durch systemrelevante, global tätige Banken entstehen können. Jordan, der sein Amt Ende September niederlegen wird, hat die Notwendigkeit hervorgehoben, ein Umfeld zu schaffen, das es Banken ermöglicht, international tätig zu sein, ohne dass die SNB eine Garantie für deren Stabilität übernehmen muss.
In dem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" erklärte Jordan, dass die SNB kein Institut garantiere, sondern vielmehr Rahmenbedingungen schaffen sollte, die es unternehmerischen Banken ermöglichen, erfolgreich zu agieren. Diese Rahmenbedingungen sind insbesondere für die Großbank UBS von Bedeutung, die sich derzeit in einer Phase der Anpassung befindet. Die Herausforderung bestehe darin, ein Gesamtpaket an Korrekturen zu definieren, das die Risiken für die UBS minimiert und gleichzeitig ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sichert.
Ein zentrales Anliegen Jordans ist die Verbesserung der Abwicklungsfähigkeit von Banken sowie die Anpassung der Kapitalanforderungen. Die Nationalbank unterstützt die vom Bundesrat vorgeschlagenen Maßnahmen, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Jordan betonte, dass die Unabhängigkeit der SNB von entscheidender Bedeutung sei, um eine Verpolitisierung der Geldpolitik zu vermeiden. Er warnte davor, dass eine Übernahme der Bankenaufsicht durch die SNB das Risiko eines Verlusts an Unabhängigkeit mit sich bringen könnte, was langfristig negative Auswirkungen auf die Geldpolitik haben könnte.
Die jüngste Geschichte der Schweiz, die durch eine vergleichsweise niedrige Inflation gekennzeichnet ist, habe gezeigt, wie wertvoll eine eigenständige Geldpolitik sei. Jordan hob hervor, dass die SNB mit ihrem Fokus auf Preisstabilität der Politik den Rücken freihält, damit diese ihre Aufgaben effektiv erfüllen kann. In den letzten Jahren war die SNB gezwungen, unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen, um auf die Herausforderungen der Finanzkrise, der Pandemie und anderer globaler Ereignisse zu reagieren.
Jordan, der seit 2012 die SNB leitet und insgesamt mehr als 27 Jahre für die Bank tätig war, reflektierte über seine Amtszeit und die Notwendigkeit, in Krisenzeiten unkonventionelle Mittel einzusetzen. Er betonte, dass es in der Geschichte der SNB keine vergleichbare Phase gegeben habe, in der die Geldpolitik so stark von unkonventionellen Maßnahmen geprägt war. Sein Nachfolger, Martin Schlegel, der bisherige Vizepräsident der SNB, hat bereits angekündigt, dass er weiterhin für Stabilität sorgen möchte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Thomas Jordan in seiner letzten Amtszeit als Präsident der SNB die Herausforderungen und Risiken, die mit einem international führenden Finanzplatz verbunden sind, klar umrissen hat. Seine Aussagen verdeutlichen die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen der Förderung eines dynamischen Finanzsektors und der Sicherstellung der finanziellen Stabilität zu finden. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die SNB unter neuer Führung mit diesen Herausforderungen umgehen wird.
Quellen:
https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/abtretender-nationalbankpraesident-jordan-international-fuehrender-finanzplatz-geht-mit-risiken-einher-13827162
https://www.swissinfo.ch/ger/jordan%3A-international-f%C3%BChrender-finanzplatz-geht-mit-risiken-einher/87507672
https://www.bluewin.ch/de/news/international/jordan-international-fuehrender-finanzplatz-geht-mit-risiken-einher-2356668.html
https://www.nzz.ch/wirtschaft/es-ist-kein-plausch-man-ist-jeden-tag-gefordert-und-muss-damit-rechnen-dass-sich-die-lage-schlagartig-veraendert-das-grosse-abschiedsinterview-mit-dem-abtretenden-nationalbankchef-ld.1847034