Globale Wasserstoffindustrie: 75 Milliarden Dollar an zugesagtem Kapital, aber Klimaziele gefährdet durch Projektverzögerungen

Die Wasserstoffindustrie hat in den letzten Jahren einen signifikanten Anstieg an Investitionen und Projekten verzeichnet. Laut dem aktuellen Bericht des Hydrogen Council, der in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company erstellt wurde, ist die globale Pipeline für sauberen Wasserstoff gewachsen und gereift. Seit 2020 hat sich die Anzahl der Projekte, die eine endgültige Investitionsentscheidung (FID) erreicht haben, von 228 auf 1.572 erhöht. Dies entspricht einem siebenfachen Anstieg der Projekte und einer ähnlichen Steigerung des investierten Kapitals, das von etwa 10 Milliarden USD auf 75 Milliarden USD gestiegen ist.

Der Bericht, der am 17. September 2024 veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Fokus der Branche zunehmend auf der Umsetzung von Projekten liegt. Trotz dieser Fortschritte sind die Herausforderungen, die die Branche bewältigen muss, erheblich. Die Notwendigkeit, die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Bereitstellung zu beschleunigen, um die globalen Klimaziele zu erreichen, ist dringlich. Die Gesamtinvestitionen, die bis 2030 angekündigt wurden, sind von 570 Milliarden USD auf 680 Milliarden USD gestiegen, was einem Anstieg von etwa 20 % entspricht.

Besonders bemerkenswert ist das Wachstum in den fortgeschritteneren Phasen der Projektentwicklung. Die Investitionen in Projekte, die bereits die FID erreicht haben, sind um 90 % gestiegen, während die Projekte in der Phase des Front-End Engineering Design (FEED) um 30 % zugenommen haben. Diese Verschiebung von der Ankündigung zur Umsetzung ist ein positives Zeichen für die Branche, auch wenn es gleichzeitig zu einer natürlichen Ausdünnung kommt, die weniger tragfähige Projekte eliminiert und die mit dem höchsten Potenzial priorisiert.

Die steigenden Investitionen und die wachsende Anzahl an Projekten sind jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die Wasserstoffbranche sieht sich, ähnlich wie andere saubere Energieindustrien, mit makroökonomischen Schwierigkeiten konfrontiert, darunter steigende Inflation und Zinssätze sowie geopolitische Spannungen, die die Energiemärkte beeinflussen. Besonders problematisch sind regulatorische Unsicherheiten und steigende Kosten für erneuerbare Energien und Elektrolyseure, die zu Verzögerungen bei Projekten führen, insbesondere bei solchen für erneuerbaren Wasserstoff.

Jaehoon Chang, Präsident und CEO der Hyundai Motor Company sowie Co-Vorsitzender des Hydrogen Council, betonte die Fortschritte der Branche: „Der siebenfache Anstieg des zugesagten Kapitals für Wasserstoffprojekte, die die FID erreicht haben, zeigt den Fortschritt der Industrie. Es ist erfreulich zu sehen, dass die Branche in diesem kritischen Übergangszeitraum aktiv wird. Dennoch ist es notwendig, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um eine zugängliche und erschwingliche Wasserstoffversorgung sicherzustellen.“

Ivana Jemelkova, CEO des Hydrogen Council, ergänzte: „Dieser Bericht sendet eine klare Botschaft: Wasserstoff ist auf dem Weg. Jetzt, da Wasserstoff eine Realität im Energiewandel ist, müssen wir bis 2030 deutlich mehr Investitionen vorantreiben, um unsere Ziele für die Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Mit den konkreten Lehren aus den letzten vier Jahren müssen wir dringend die Herausforderungen in den wichtigsten Märkten angehen und ein günstigeres Umfeld für die Projektdurchführung schaffen.“

Die Notwendigkeit eines vereinten Vorgehens von Regierungen und Industrie wird ebenfalls hervorgehoben. Sanjiv Lamba, CEO von Linde und Co-Vorsitzender des Hydrogen Council, erklärte: „Um das volle Klima- und sozioökonomische Potenzial von Wasserstoff zu realisieren, ist ein gemeinsames Engagement erforderlich. Mit einem unterstützenden regulatorischen Rahmen und gezielten Anreizen werden Investoren die Sicherheit haben, Projekte zur FID zu bringen, was letztendlich zur Erreichung der globalen Klimaziele beiträgt.“

Die Wasserstoffindustrie steht an einem entscheidenden Punkt. Während die Investitionen steigen und die Anzahl der Projekte zunimmt, bleibt die Frage, ob die Branche in der Lage ist, die Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Umsetzung dieser Projekte verbunden sind. Der Druck, die Klimaziele zu erreichen, wird immer größer, und es ist entscheidend, dass die Branche die notwendigen Schritte unternimmt, um die Verzögerungen zu minimieren und die Fortschritte in der Wasserstofftechnologie voranzutreiben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wasserstoffindustrie trotz der Herausforderungen, vor denen sie steht, auf einem vielversprechenden Weg ist. Die signifikanten Investitionen und die wachsende Anzahl an Projekten sind ermutigende Zeichen für die Zukunft des Wasserstoffs als Schlüsselressource im globalen Energiemarkt. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie schnell und effektiv die Branche in der Lage sein wird, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimaziele zu erreichen und die Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Umsetzung der Projekte verbunden sind.

Quellen: Finanzen.net, Hydrogen Council