Wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt trotz geringer Erholungsperspektiven

September 5, 2024
05.09.2024
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RWI: In Deutschland ist kein konjunktureller Aufschwung in Sicht

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt, und ein konjunktureller Aufschwung ist vorerst nicht in Sicht. Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat in seinen aktuellen Prognosen die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren angepasst. Für das Jahr 2024 wird ein Wachstum von lediglich 0,4 Prozent prognostiziert, während für 2025 ein Anstieg auf 1,5 Prozent erwartet wird. Diese Anpassungen spiegeln die anhaltenden Herausforderungen wider, mit denen die deutsche Wirtschaft konfrontiert ist.

Ein zentraler Faktor für die schwache Wirtschaftslage ist die Unsicherheit im internationalen Handel, die durch geopolitische Spannungen und die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie verstärkt wird. Die Exporte, die traditionell eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft darstellen, haben im ersten Quartal 2024 zwar zugenommen, jedoch bleibt die Frage, ob dieser Trend nachhaltig ist. Die Unsicherheiten hinsichtlich der globalen wirtschaftlichen Entwicklung und der Energiepreise wirken sich negativ auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aus.

Die Entwicklung des privaten Konsums ist ein weiterer Aspekt, der die wirtschaftliche Erholung hemmt. Trotz eines Anstiegs der real verfügbaren Einkommen bleibt die Sparneigung der Haushalte hoch, was zu einer gedämpften Konsumaktivität führt. Die Menschen sparen mehr als gewöhnlich, was auf die hohe Unsicherheit in der politischen und wirtschaftlichen Lage zurückzuführen ist. Es wird erwartet, dass der private Konsum erst im Jahr 2025 wieder das Vorkrisenniveau erreichen könnte.

Die Arbeitsmarktsituation zeigt ebenfalls gemischte Signale. Im ersten Quartal 2024 stieg die Zahl der Erwerbstätigen auf über 46 Millionen, was einen positiven Trend darstellt. Allerdings ist der Anstieg der Beschäftigung im historischen Vergleich eher gering. Die Arbeitslosenquote wird für 2024 auf 5,9 Prozent und für 2025 auf 5,7 Prozent geschätzt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz eines Anstiegs der Erwerbstätigkeit die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin bestehen bleiben.

Die Inflation bleibt ein zentrales Thema in der wirtschaftlichen Diskussion. Für das Jahr 2024 wird eine Inflationsrate von 2,4 Prozent erwartet, die im Jahr 2025 auf 2,0 Prozent sinken könnte. Die sinkenden Preise für Haushaltsenergie tragen zur Dämpfung der Inflation bei, während die Preise im Dienstleistungssektor nur langsam fallen. Insbesondere im Restaurant- und Hotelwesen sind die Preise nach dem Auslaufen der coronabedingten Umsatzsteuersenkung gestiegen, was die Inflation zusätzlich belastet.

Das staatliche Budgetdefizit wird für 2024 auf etwa 58 Milliarden Euro geschätzt, was eine Verbesserung gegenüber den Vorjahren darstellt. Diese Entwicklung ist unter anderem auf den Wegfall der „Strom- und Gaspreisbremsen“ zurückzuführen, die die Staatskasse entlastet haben. Dennoch bleibt die Frage, wie die Bundesregierung mit den Herausforderungen der finanziellen Stabilität umgehen wird, insbesondere im Hinblick auf die geplanten Investitionen in die Infrastruktur und die Unterstützung von Unternehmen.

Die Prognosen des RWI zeigen, dass die Risiken für die deutsche Wirtschaft weiterhin bestehen. Die Unsicherheiten im internationalen Handel, die Inflation und die Anforderungen an eine grüne Transformation der Wirtschaft stellen Herausforderungen dar, die nicht ignoriert werden können. RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt betont, dass die deutsche Wirtschaft auf einen Erholungskurs eingeschwenkt ist, jedoch bleibt abzuwarten, ob dieser Kurs nachhaltig ist.

Insgesamt zeigt die wirtschaftliche Lage in Deutschland, dass trotz leichter Erholung die Herausforderungen groß bleiben. Die Unternehmen benötigen sichere Rahmenbedingungen für Investitionen, und die Haushalte müssen in der Lage sein, ihre Konsumzurückhaltung abzubauen, um einen echten Aufschwung zu ermöglichen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die deutsche Wirtschaft die notwendigen Impulse für eine nachhaltige Erholung erhalten kann.

Quellen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Pressemitteilungen, aktuelle Wirtschaftsberichte.

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