Zinsentscheidung der US-Notenbank im Fokus der Ökonomen

September 18, 2024
18.09.2024
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Ökonomen-Stimmen zur Zinsentscheidung der US-Notenbank

Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Mittwoch, den 18. September 2024, ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt und damit auf die aktuelle wirtschaftliche Situation reagiert. Dies ist die erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren und markiert einen signifikanten Schritt in der Geldpolitik der Vereinigten Staaten. Der neue Zinssatz liegt nun in einer Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent, was bedeutet, dass Geschäftsbanken zu diesen Konditionen Zentralbankgeld leihen können.

Analysten und Ökonomen haben die Entscheidung der Fed unterschiedlich interpretiert. Elmar Völker, Analyst bei der LBBW, äußerte, dass die Fed mit dieser Entscheidung den wachsenden Risiken für eine sanfte wirtschaftliche Landung entgegenwirken wolle. Gleichzeitig wird die Einschätzung, dass die Erfolge im Kampf gegen die hohe Inflation gefestigt sind, betont. Völker erwartet, dass die Fed in den kommenden Monaten weiterhin vorsichtige Schritte unternehmen wird, möglicherweise mit weiteren Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in den Monaten November und Dezember.

Die Analysten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz von der Commerzbank sind der Meinung, dass die Projektionen der Fed auf eine schnellere Senkung der Zinsen hindeuten. Sie sehen die Fed in der Lage, den Kampf gegen die Inflation als gewonnen zu betrachten und sich nun auf die Sicherung einer weichen Landung der Wirtschaft zu konzentrieren.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, hebt hervor, dass die Fed datenabhängig agieren wird. Er interpretiert die Zinssenkung als einen vorsichtigen Schritt, der nicht als neuer Kurs angesehen werden sollte. Gitzel weist darauf hin, dass die Fed weiterhin auf eine mögliche Verschlechterung des Arbeitsmarktes reagieren könnte, was zu schnelleren Zinssenkungen führen könnte.

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, erwartet nach dieser kräftigen Zinssenkung kleinere Schritte bis zum Jahresende. Er betont, dass die Fed die Inflation weiterhin genau beobachten wird, insbesondere im Dienstleistungssektor, wo die Teuerung noch nicht auf dem Zielniveau der Notenbank liegt. Heise glaubt, dass zwei weitere kleine Zinsschritte bis Jahresende wahrscheinlich sind.

Die Einschätzungen von Eyb & Wallwitz, einem weiteren Analysten, zeigen, dass der große Zinsschritt überraschend kam, insbesondere nach den robusten Konjunkturdaten. Eyb & Wallwitz sieht die Fed in der Lage, entschlossen auf unerwartete wirtschaftliche Rückschläge zu reagieren, was durch die Entspannung am Arbeitsmarkt und den Rückgang der Preis- und Lohndynamik ermöglicht wird.

Carlos de Sousa, Portfoliomanager bei Vontobel, stellt fest, dass die Zinssenkungen in den Industrieländern die globalen Finanzierungsbedingungen entspannen werden. Dies könnte den Zentralbanken in Schwellenländern Spielraum geben, ihre eigenen Lockerungszyklen fortzusetzen. Niedrigere Zinssätze in den Industrieländern könnten auch die externen Kreditkosten für Emittenten in Schwellenländern senken und somit die Tragfähigkeit der Schulden verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins zu senken, von den Ökonomen unterschiedlich interpretiert wird. Während einige die Zinssenkung als Zeichen für eine anhaltende wirtschaftliche Stabilität werten, sehen andere sie als vorsichtigen Schritt, der von den kommenden wirtschaftlichen Entwicklungen abhängt. Die Fed bleibt auf einem vorsichtigen Kurs und wird weiterhin die Datenlage beobachten, um auf mögliche Veränderungen am Arbeitsmarkt und der Inflation zu reagieren.

Die Zinsentscheidung hat auch Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Sinkende Zinsen könnten die Refinanzierungskosten für Unternehmen senken und Verbraucherkredite günstiger machen. Gleichzeitig könnte dies die Attraktivität von festverzinslichen Anlagen verringern, was zu einer Verschiebung der Investitionen hin zu Aktien führen könnte.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die wirtschaftlichen Indikatoren in den kommenden Monaten entwickeln werden und wie die Fed darauf reagieren wird. Die Einschätzungen der Ökonomen werden weiterhin eine wichtige Rolle bei der Analyse der zukünftigen geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank spielen.

Quelle: dpa-AFX

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