Studie: Erben von Betriebsvermögen zahlen in Deutschland hohe Steuern
MÜNCHEN/MANNHEIM - Eine aktuelle Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeigt, dass Erben von Betriebsvermögen in Deutschland im internationalen Vergleich hohe Steuern zahlen müssen. Die Untersuchung, die vom Wirtschaftsinstitut ZEW in Mannheim durchgeführt wurde, betrachtet 33 Länder, darunter nahezu alle EU-Staaten sowie Länder wie die USA, Indien und Japan. Laut den Ergebnissen erheben 26 dieser Länder entweder keine Erbschaftssteuer oder befreien Ehegatten und teilweise auch Kinder von der Steuerpflicht.
Die Steuerbelastung in Deutschland variiert je nach Erben, bleibt jedoch im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau. Deutschland hat die höchste Steuerbelastung für Erbschaften von Betriebsvermögen an Kinder und die dritthöchste für Erbschaften an Ehegatten. Der Fiskus erhebt in Deutschland eine Erbschaftssteuer, die zwischen 7 und 30 Prozent liegt. Der Freibetrag für Kinder beträgt 400.000 Euro, während für Betriebsvermögen ein Schonbetrag von 26 Millionen Euro gilt. Bei Familienunternehmen kann dieser Betrag um bis zu 30 Prozent erhöht werden.
Steuereinnahmen und Vermögensungleichheit
Die Studie weist darauf hin, dass die Erbschaftssteuer in Deutschland nur etwa ein Prozent des gesamten Steueraufkommens ausmacht. Trotz dieser geringen Einnahmen wird prognostiziert, dass die Steuereinnahmen aus Erbschaften bis 2050 auf geschätzte 14,6 Milliarden Euro ansteigen könnten. Diese Verdopplung ist auf die alternde Bevölkerung und das wachsende Vermögen zurückzuführen. Der Bericht hebt hervor, dass die Vermögensungleichheit in Deutschland durch die Erbschaftssteuer langfristig gesenkt werden könnte. Der reichste Teil der Bevölkerung besitzt laut einer Analyse 56 Prozent des gesamten Nettovermögens, während die untere Hälfte nur drei Prozent hält.
Internationale Vergleiche
Die Erbschaftssteuer in Deutschland steht im Kontrast zu vielen anderen Ländern. In 14 der 33 untersuchten Staaten, darunter Österreich und Schweden, gibt es keine Erbschaftssteuer. In weiteren 12 Ländern sind Erbgänge an Ehegatten und teilweise auch an Kinder steuerfrei. Diese Unterschiede verdeutlichen die hohe Steuerbelastung, die in Deutschland auf Erben von Betriebsvermögen zukommt.
Die Studie zeigt, dass die Steuerbelastung in Deutschland auch von der Art des Erbes abhängt. Bei der Vererbung an einen Ehegatten liegt die Steuerbelastung bei fast 27 Millionen Euro, je nach Anwendung der Verschonungsbedarfsprüfung. Im Vergleich dazu sind die Steuerbelastungen in Finnland und Griechenland deutlich niedriger.
Auswirkungen auf Familienunternehmen
Die hohen Steuern auf Betriebsvermögen können für viele Familienunternehmen problematisch sein. Die Studie zeigt, dass ein erheblicher Teil des Vermögens in den Unternehmen selbst gebunden ist. Dies führt dazu, dass viele Erben möglicherweise gezwungen sind, Teile des Unternehmens zu verkaufen, um die Steuern zu zahlen. Die Diskussion um die Erbschaftssteuer wird in Deutschland von verschiedenen politischen Strömungen geführt, wobei Forderungen nach einer höheren Besteuerung von großen Erbschaften immer wieder aufkommen.
Reformvorschläge
Angesichts der hohen Steuerbelastung und der damit verbundenen Herausforderungen für Familienunternehmen diskutiert die Studie mehrere Reformoptionen. Eine Möglichkeit wäre der Verzicht auf die Erbschaftsbesteuerung, was jedoch zu einem Verlust einer wichtigen Steuerquelle führen würde. Eine andere Option wäre eine breitere Bemessungsgrundlage bei gleichzeitig reduzierten Steuersätzen, um die Komplexität des Steuergesetzes zu verringern.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine Reform der Erbschaftsteuer notwendig ist, um die Steuerlast gerechter zu verteilen und die Wettbewerbsfähigkeit von Familienunternehmen zu sichern. Die Diskussion über die Erbschaftsteuer bleibt ein zentrales Thema in der politischen Debatte in Deutschland.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erbschaftssteuer in Deutschland im internationalen Vergleich hoch ist und erhebliche Auswirkungen auf die Nachfolge von Familienunternehmen hat. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit von Reformen, um eine gerechtere und weniger belastende Steuerpolitik zu schaffen.
Quellen: dpa-AFX, ZEW Mannheim, Stiftung Familienunternehmen