Gehaltsgespräche unter Kollegen: Was ist erlaubt und was nicht?

September 9, 2024
09.09.2024
3 Minuten
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Verboten oder erlaubt? Die Wahrheit über Gehaltsgespräche unter Kollegen!

In vielen Unternehmen wird das Thema Gehalt oft als Tabu betrachtet. Die Frage, ob es erlaubt ist, mit Kollegen über das eigene Einkommen zu sprechen, beschäftigt zahlreiche Arbeitnehmer. Insbesondere in Deutschland, wo das Thema Geld häufig mit Unsicherheiten und kulturellen Vorbehalten behaftet ist, gibt es viele Missverständnisse über die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Rechtliche Grundlagen

Die klare Antwort auf die Frage, ob man über sein Gehalt reden darf, lautet: Ja, grundsätzlich ist es erlaubt. Arbeitsgerichte haben entschieden, dass Klauseln in Arbeitsverträgen, die das Sprechen über Gehälter untersagen, in der Regel unwirksam sind. Diese Regelung basiert auf dem Recht auf freie Meinungsäußerung, das im Grundgesetz verankert ist. Das Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern hat in einem Urteil klargestellt, dass solche Klauseln Arbeitnehmer unangemessen benachteiligen.

Das Arbeitsrecht erlaubt es den Beschäftigten, über ihr Gehalt zu sprechen, um Transparenz und Gleichbehandlung zu fördern. Dies ist besonders wichtig, um Diskriminierungen oder Ungerechtigkeiten zu erkennen. Arbeitgeber können nicht einfach verbieten, dass Mitarbeiter über ihr Einkommen sprechen, es sei denn, es gibt spezifische und gerechtfertigte Gründe, die eine solche Regelung notwendig machen.

Verschwiegenheitsklauseln

Obwohl viele Arbeitsverträge Verschwiegenheitsklauseln enthalten, die das Reden über Gehälter untersagen, sind diese oft rechtlich nicht haltbar. Ein Arbeitsrechtler betont, dass solche Klauseln in der Regel als unzulässig betrachtet werden, da sie das Recht der Arbeitnehmer auf Information und Vergleich einschränken. Arbeitgeber müssen auch sicherstellen, dass ihre Gehaltsstrukturen transparent sind, um faire Bezahlung zu gewährleisten.

Das Entgelttransparenzgesetz

Im Jahr 2017 trat das Entgelttransparenzgesetz in Kraft, das darauf abzielt, die Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen zu fördern. Dieses Gesetz gibt Arbeitnehmern das Recht, Informationen über die Gehälter von Kollegen in vergleichbaren Positionen zu verlangen. Arbeitgeber sind verpflichtet, auf Anfrage Auskunft über die Gehaltsstruktur im Unternehmen zu geben, allerdings nicht über die spezifischen Gehälter einzelner Mitarbeiter. Die Auskunftspflicht gilt jedoch nur für Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten und setzt voraus, dass es in der Vergleichsgruppe mindestens sechs Mitarbeiter gibt.

Kulturelle Barrieren und Unsicherheiten

Trotz der rechtlichen Erlaubnis, über Gehälter zu sprechen, gibt es in der Praxis viele kulturelle Barrieren. In Deutschland wird das Thema Geld oft als unangemessen angesehen, was dazu führt, dass viele Mitarbeiter zögern, ihre Gehälter offen zu diskutieren. Die Angst vor Neid oder Missgunst unter Kollegen kann ebenfalls dazu führen, dass das Thema vermieden wird. Viele Arbeitnehmer sind sich zudem unsicher, ob sie das Recht haben, über ihr Gehalt zu sprechen, was zu einem Schweigen über das Thema führt.

Ausnahmen von der Regel

Es gibt jedoch auch Ausnahmen, in denen Arbeitgeber ein berechtigtes Interesse daran haben können, dass Mitarbeiter über ihr Gehalt Stillschweigen bewahren. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährdet wäre. In solchen Fällen können spezifische Klauseln im Arbeitsvertrag wirksam sein. Besonders in Führungspositionen können andere Vorgaben gelten, die das Reden über Gehälter einschränken.

Die Bedeutung von Gehaltsvergleichen

Ein offener Austausch über Gehälter kann dazu beitragen, dass Arbeitnehmer eine realistische Vorstellung von ihrem Marktwert erhalten. Wenn Mitarbeiter wissen, was andere in ähnlichen Positionen verdienen, können sie ihre eigenen Gehaltsforderungen besser einschätzen und gegebenenfalls anpassen. Ein Vergleich kann auch als Motivation dienen, um sich in der eigenen Karriere weiterzuentwickeln und neue Ziele zu setzen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Sprechen über Gehälter in der Regel erlaubt ist und rechtlich geschützt wird. Arbeitnehmer sollten sich jedoch bewusst sein, dass es in der Praxis kulturelle und soziale Barrieren gibt, die das Thema kompliziert machen können. Es ist wichtig, sensibel und respektvoll mit dem Thema umzugehen, um potenzielle Konflikte zu vermeiden. Letztendlich kann der offene Austausch über Gehälter dazu beitragen, mehr Transparenz und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz zu schaffen.

Quellen:

  • https://www.finanzen.net/nachricht/geld-karriere-lifestyle/was-verdient-mein-kollege-duerfen-arbeitnehmer-ueber-ihre-gehaelter-sprechen-8161497
  • https://www.spiegel.de/start/verschwiegenheitsklausel-zum-gehalt-im-arbeitsvertrag-ist-das-erlaubt-a-9794fe75-f7ba-48bf-91fe-c80df4fc5160
  • https://www.roberthalf.com/de/de/insights/recruiting-tipps/verdienst-vergleich-was-verdienen-meine-kollegen
  • https://www.test.de/Lohn-Wann-Chefs-verraten-muessen-was-die-Kollegen-verdienen-5207762-0/VIDEO
  • https://www.n-tv.de/ratgeber/Verschwiegenheitsklausel-zum-Gehalt-Ist-das-arbeitsrechtlich-zulaessig-article23582874.html
  • https://arbeits-abc.de/frage-nach-dem-bisherigen-gehalt/
  • https://herojob.de/blog/darf-man-ueber-sein-gehalt-reden
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