Missbrauchsbeauftragte fordert mehr Kinderschutz im Netz
Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, hat in einer aktuellen Stellungnahme eindringlich auf die Notwendigkeit eines verbesserten Schutzes von Kindern und Jugendlichen im Internet hingewiesen. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur äußerte Claus, dass es derzeit praktisch keinen effektiven Kinder- und Jugendschutz im Netz gebe. Ihre Forderung richtet sich vor allem an den Gesetzgeber, der Online-Anbieter stärker in die Verantwortung nehmen müsse, um sicherzustellen, dass Minderjährige nicht mit unangemessenen Inhalten konfrontiert werden.
Claus betonte, dass insbesondere Anbieter von Videoplattformen, sozialen Netzwerken und Online-Spielen mit Chatfunktionen im Fokus stehen sollten. Obwohl diese Plattformen bereits verpflichtet sind, Minderjährige durch sichere Voreinstellungen zu schützen, sei die Umsetzung dieser Vorgaben in der Praxis oft unzureichend. Altersüberprüfungen könnten häufig leicht umgangen werden, was die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen gefährde.
Die Missbrauchsbeauftragte wies darauf hin, dass viele Minderjährige mittlerweile den Kontakt mit sexueller Gewalt im Netz als „vollkommen normal“ empfinden. Dies sei alarmierend, da Kriminelle im Internet ungehindert den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen suchen könnten. Claus erklärte, dass die Online-Kommunikation von Minderjährigen oft ungeschützt sei, da soziale Kontrolle und die Unterstützung durch Eltern in diesen digitalen Räumen fehlen. Daher sei es entscheidend, einfache Melde- und Beschwerdewege sowie Hilfsangebote auszubauen.
Ein weiterer Punkt, den Claus ansprach, war die Notwendigkeit verbindlicherer Regeln auf europäischer Ebene. Sie forderte, dass Online-Anbieter gesetzlich dazu verpflichtet werden, Missbrauchsdarstellungen zu identifizieren und zu melden. Hierbei sei eine zügige Einigung innerhalb der Bundesregierung und auf EU-Ebene erforderlich. Laut Claus stehen betroffene Kinder unter einem enormen Druck, der in einigen Fällen sogar zu Suizid führen könne.
In diesem Kontext wird am Mittwoch der Jahresbericht 2023 von Jugendschutz.net in Berlin vorgestellt. Vorab wurde in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass die bisherigen Schutz- und Vorsorgemaßnahmen als lückenhaft und unzureichend angesehen werden. Insbesondere Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) könnten die Risiken für gefälschte Medieninhalte, Hetze und Missbrauch im Internet weiter verschärfen.
Die Herausforderungen, die sich aus der digitalen Welt ergeben, erfordern ein umfassendes Konzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Dabei spielen nicht nur die Anbieter von Online-Diensten eine zentrale Rolle, sondern auch Eltern und pädagogische Fachkräfte. Es ist wichtig, dass diese Gruppen über die Risiken informiert sind und wissen, wie sie Kinder im Umgang mit digitalen Medien unterstützen können.
Die Unabhängige Beauftragte fordert eine grundlegende Reform des Kinder- und Jugendmedienschutzes, um den besonderen Herausforderungen der digitalen Welt gerecht zu werden. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss oberste Priorität haben, und die Verantwortung für deren Sicherheit im Netz darf nicht allein auf den Schultern der Eltern lasten. Vielmehr müssen auch die Anbieter von Online-Diensten in die Pflicht genommen werden, um sicherzustellen, dass sie geeignete Schutzmaßnahmen implementieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forderungen von Kerstin Claus nach mehr Kinderschutz im Internet nicht nur notwendig, sondern auch dringend sind. Die digitale Welt birgt viele Gefahren für Kinder und Jugendliche, und es ist an der Zeit, dass sowohl die Politik als auch die Gesellschaft gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um diese zu schützen.
Quellen: finanzen.net, rhein-zeitung.de, aerzteblatt.de.