Apotheker warnen vor Lieferengpässen bei Medikamenten

Ärzte und Apotheker in Deutschland blicken mit zunehmender Besorgnis auf die bevorstehende Erkältungssaison. Grund dafür sind anhaltende Lieferengpässe bei Medikamenten, die trotz Bemühungen der Bundesregierung weiterhin für Herausforderungen im Gesundheitswesen sorgen.

Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet, sind derzeit rund 500 Medikamente nicht verfügbar. „Das zeigt, dass wir in einer wirklich dauerhaften Lieferkrise stecken und dass wir hier noch keine Entwarnung haben“, sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), der Zeitung.

Besonders betroffen sind laut Landesapothekerverband Baden-Württemberg Breitband-Antibiotika, die häufig bei Atemwegserkrankungen zum Einsatz kommen. Auch bei Insulinpräparaten, Schmerzmitteln und Impfstoffen kommt es zu Engpässen.

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft sieht die Ursachen für die Lieferengpässe unter anderem in der sinkenden Zahl an Herstellern für bestimmte Medikamente. Dadurch erhöht sich die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen und Produktionsausfällen. „Hat ein Hersteller große Mengen hergestellt, können andere Firmen häufig die entstehende Lücke nicht mehr füllen“, so Professorin Ulrike Holzgrabe von der Universität Würzburg.

Das Bundesgesundheitsministerium räumt zwar die Existenz von „punktuellen Lieferengpässen“ ein, betont aber, dass keine generelle Versorgungsknappheit bestehe. In den meisten Fällen könnten Patienten auf wirkstoffgleiche Alternativen ausweichen.

Allerdings gestaltet sich die Suche nach solchen Alternativen in der Praxis oft schwierig und zeitaufwendig. Sowohl Ärzte als auch Apotheker kritisieren, dass ihnen die zusätzliche Arbeit durch die angespannte Liefersituation aufgebürdet wird.

„Die Apotheken müssen auch weiterhin jeden Tag mit großem Zeit- und Personalaufwand nach Alternativmedikamenten für ihre Patientinnen und Patienten suchen“, bemängelt Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund sieht die Situation kritisch. „Patienten müssen häufiger auf andere Medikamente umgestellt werden, wenn das gewohnte Arzneimittel nicht verfügbar ist“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der Funke Mediengruppe. Dies sei zwar oft unproblematisch, könne aber in Einzelfällen auch zu Schwierigkeiten führen.

Besonders besorgniserregend ist die Situation bei Medikamenten für Kinder. Bereits in den vergangenen Jahren kam es hier immer wieder zu Engpässen, die auch in diesem Herbst und Winter drohen. „Sollte es wieder mehrere große Infektwellen geben wie im vergangenen Jahr, wird es erneut Engpässe bei den Kindermedikamenten geben“, befürchtet Tanja Brunnert, Bundessprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Die Opposition im Bundestag übt scharfe Kritik an der Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Lieferengpassgesetz zeige bislang kaum Wirkung, so der Vorwurf.

„Karl Lauterbachs Gesetze laufen ins Leere. Die Bundesregierung kann auch ein Jahr nach dem Lieferengpass-Gesetz keine Auskunft über konkrete Verbesserungen geben“, kritisiert Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion.

Es bleibt abzuwarten, ob die getroffenen Maßnahmen in den kommenden Wochen greifen und sich die Situation entspannt. Sollten die Lieferengpässe anhalten, drohen im Herbst und Winter ernsthafte Probleme in der medizinischen Versorgung.

Quellen:

• https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/apotheker-warnen-vor-lieferengpaessen-bei-medikamenten-13878072
• https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/medikamente-mangel-104.html
• https://www.aerztezeitung.de/Politik/Apotheker-warnen-vor-laengerfristiger-Lieferkrise-bei-Medikamenten-453186.html
• https://www.deutschlandfunk.de/apotheker-warnen-vor-laengerfristiger-lieferkrise-100.html
• https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/medikamentenmangel-erkaeltungssaison-100.html
• https://www.boerse.de/nachrichten/Apotheker-warnen-vor-Lieferengpaessen-bei-Medikamenten/36517546
• https://www.welt.de/wirtschaft/article253743776/Arzneimittel-Knappheit-Aerzte-und-Apotheker-warnen-vor-Medikamenten-Mangel.html
• https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/arzneimittelengpass-in-bw-100.html
• https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/154436/Aerzte-und-Apotheker-warnen-vor-Medikamentenmangel