Neuwagenmarkt der EU unter Druck: Aktuelle Herausforderungen und Ausblicke

September 19, 2024
19.09.2024
3 Minuten
ETFsblog main image

Aktuelle Lage auf dem EU-Neuwagenmarkt

Der Neuwagenmarkt in der Europäischen Union zeigt auch im Jahr 2024 eine angespannte Situation, die durch verschiedene wirtschaftliche und geopolitische Faktoren beeinflusst wird. Die Analyse von EY, einem der führenden Prüfungs- und Beratungsunternehmen, hebt hervor, dass trotz eines Anstiegs der Neuzulassungen in einigen Monaten keine durchgreifende Erholung des Marktes zu erwarten ist.

Marktentwicklung im ersten Halbjahr 2024

Im April 2024 stiegen die Neuzulassungen in der EU um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dies wurde jedoch im Kontext der Vorjahreszahlen betrachtet, die durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen geprägt waren. Im Vergleich zu den Neuzulassungen vor der Pandemie im Jahr 2019 liegt der Markt jedoch immer noch 18 Prozent niedriger. In Österreich wurde ein Plus von 15 Prozent im April verzeichnet, was die positive Entwicklung unterstreicht, jedoch ebenfalls im Vergleich zu den Zahlen von 2019 eine erhebliche Lücke aufweist.

Ursachen für die Marktsituation

Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, beschreibt die aktuelle Marktlage als angespannt. Die Nachfrage nach Neuwagen bleibt niedrig, und es fehlen im Vergleich zu den Verkaufszahlen vor der Pandemie etwa 2,5 Millionen verkaufte Fahrzeuge in der EU. Die Gründe hierfür sind vielfältig: eine schwache Konjunktur, geopolitische Spannungen und eine allgemeine Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklung der Elektromobilität. Diese Faktoren führen zu einer Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern.

Elektromobilität im Rückgang

Ein besonders besorgniserregender Aspekt der aktuellen Marktlage ist der Rückgang des Marktanteils von Elektroautos. Obwohl die Zahl der neu zugelassenen Elektrofahrzeuge im April um 15 Prozent stieg, wurde in 14 der 28 EU-Länder ein Rückgang des Marktanteils verzeichnet. In Österreich sank die Anzahl der neu zugelassenen Elektroautos um knapp fünf Prozent. Preiss weist darauf hin, dass die Hersteller ein kontinuierliches Wachstum im Elektrosegment geplant hatten, jedoch die Realität zeigt, dass Elektroautos in vielen Märkten an Marktanteilen verlieren.

Die Herausforderungen der Automobilindustrie

Die Automobilhersteller sehen sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Um der Kaufzurückhaltung entgegenzuwirken, bieten viele Hersteller teils erhebliche Rabatte an. Diese Strategie hat jedoch ihre Tücken, da die niedrigen Verkaufszahlen in Kombination mit den Rabatten zu einem Druck auf die Margen führen. Eine positive Trendwende ist derzeit nicht in Sicht. Zudem wird die Branche durch die bevorstehenden, verschärften CO2-Ziele unter Druck gesetzt, die ab 2025 gelten werden. Bei Nichterfüllung dieser Ziele drohen den Herstellern hohe Strafen.

Regionale Unterschiede im Markt

Die Unterschiede im Marktanteil von Elektroautos sind innerhalb der EU signifikant. In Dänemark beispielsweise lag der Marktanteil im April bei 43 Prozent, während in Kroatien lediglich 0,5 Prozent erreicht wurden. Deutschland und Österreich befinden sich mit Marktanteilen von 12,2 Prozent und 15 Prozent im Mittelfeld. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der Kaufbereitschaft der Verbraucher wider, die in ländlichen Gebieten oft durch unzureichende Ladeinfrastruktur und Reichweitenängste gehemmt wird.

Ausblick auf die Zukunft

Die Prognosen für den Neuwagenmarkt in der EU bleiben vorsichtig. Preiss betont, dass ein Anstieg der Verkaufszahlen in den kommenden Monaten nicht zu erwarten sei. Die Unsicherheiten in der Wirtschaft, gepaart mit geopolitischen Spannungen und einer schwachen Kaufkraft, lassen kaum Raum für Optimismus. Um das Kundeninteresse an Elektrofahrzeugen zu steigern, sind Maßnahmen sowohl von der Industrie als auch von der Politik erforderlich. Insbesondere neue Käufergruppen müssen angesprochen werden, um das Wachstum im Elektrosegment zu fördern.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der EU-Neuwagenmarkt trotz kurzfristiger Erholungszeichen weiterhin unter Druck steht. Die Herausforderungen durch geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und die stagnierende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen stellen die Branche vor große Hürden. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für eine nachhaltige Erholung des Marktes zu stellen.

Quellen: finanzen.net, EY.

author image

Willkommen bei KapitalKompakt! Auf unserem Finanzblog finden Sie die neuesten Nachrichten aus der Finanzwelt, praktische Tipps für Ihre Geldanlage und wertvolle Informationen zu Aktien, Kryptowährungen, DAX und Steuern. Bleiben Sie auf dem Laufenden und verbessern Sie Ihre finanzielle Zukunft mit unseren fundierten Ratschlägen und Analysen.