Wochenausblick: Dax steht vor entscheidender Hürde

Der September hat sich in diesem Jahr bisher als stabiler Börsenmonat erwiesen, entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass dieser Monat traditionell schwach ist. Nach einer kurzen Schwächephase zu Beginn des Monats hat sich der Dax, der wichtigste deutsche Aktienindex, wieder erholt. Die Frage, wohin die Reise für den Dax geht, bleibt jedoch unsicher.

Die Stabilität des Dax kann maßgeblich der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zugeschrieben werden. Diese hat kürzlich die Zinssätze gesenkt, was den Erwartungen der Märkte entsprach. Die EZB geht davon aus, dass der Inflationsdruck in den kommenden zwei Jahren nachlassen wird, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen erhöht. Joachim Schallmayer, Leiter der Kapitalmärkte und Anlagestrategie bei der DekaBank, prognostiziert, dass es quartalsweise Senkungen von jeweils 25 Basispunkten geben könnte, bis ein Niveau von etwa zwei Prozent erreicht ist.

Dieser langsame, aber stetige Zinssenkungspfad bietet den Märkten einen kontinuierlichen geldpolitischen Rückenwind. Robert Halber, Kapitalmarktstratege bei der Baader Bank, hebt hervor, dass die Abnahme der Zinsen nicht nur die Attraktivität von geldmarktnahen Anlagen mindert, sondern auch die konjunkturellen und fundamentalen Auftriebskräfte der Aktienmärkte nachhaltig stimuliert.

Ein weiterer Faktor, der die Märkte beeinflusst, ist die US-Notenbank, die in der kommenden Woche voraussichtlich der EZB auf ihrem Zinspfad folgen wird. Es gibt jedoch Unsicherheiten bezüglich der Höhe des ersten Zinsschrittes. Während moderate 25 Basispunkte als sicher galten, haben jüngste Medienberichte Spekulationen über einen größeren Schritt von 50 Basispunkten angeheizt. Stephen Auth, leitender Investmentstratege bei Federated Hermes, äußert, dass 50 Basispunkte angebracht wären, jedoch wahrscheinlich die US-Notenbank bei einem kleineren Schritt bleiben wird. Unabhängig von der Höhe der Zinssenkung bleibt die mittelfristige Aussicht auf weiter sinkende Zinsen in den USA bestehen.

Obwohl die Geldpolitik positive Signale sendet, sollten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nicht außer Acht gelassen werden. Die Landesbank Baden-Württemberg betont, dass Klarheit über die wirtschaftliche Situation erst nach den US-Wahlen, einschließlich der Kongressmehrheit, zu erwarten ist. Bis dahin könnten sich Anleger mit Neukäufen zurückhalten.

Die charttechnische Lage des Dax zeigt, dass der Index sich noch vor einer entscheidenden Bewährungsprobe befindet. Laut dem technischen Analysten Marcel Mußler ist der Abwärtstrend bei 18.660 Punkten ein entscheidender Punkt. Ein Bruch dieser Marke könnte die Situation für den Dax positiv verändern und ein Kaufsignal auslösen, das den Index in neue Höhen treiben könnte.

Neben den großen Dax-Werten lohnt sich auch ein Blick auf die Nebenwerte. Diese sind im Vergleich zu den großen Titeln oft günstiger zu haben. Der MDax, der Index der mittelgroßen Unternehmen, wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 13 bewertet, was günstiger ist als in 90 Prozent der Handelstage der letzten 20 Jahre. Ulrich Stephan, Anlagestratege bei der Deutschen Bank, weist darauf hin, dass eine mögliche konjunkturelle Erholung in Deutschland im nächsten Jahr, wie sie vom Internationalen Währungsfonds erwartet wird, zu steigenden Umsätzen bei MDax-Unternehmen führen könnte, was wiederum die Aktienkurse ankurbeln würde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Dax vor einer entscheidenden Hürde steht, die sowohl durch geldpolitische Maßnahmen als auch durch wirtschaftliche Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu bestimmen, ob der Dax in der Lage ist, die Widerstände zu überwinden und neue Höchststände zu erreichen.

Quellen: dpa-AFX, DekaBank, Baader Bank, Deutsche Bank