EZB Zinsentscheidung und die Einschätzungen der Ökonomen

September 12, 2024
12.09.2024
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Ökonomen-Stimmung zur EZB-Zinsentscheidung

Am 12. September 2024 hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 3,5 Prozent beschlossen. Diese Entscheidung ist Teil der geldpolitischen Wende, die im Juni dieses Jahres eingeleitet wurde. Die EZB reagiert damit auf die abflauende Inflation im Euroraum und die schwächelnde Wirtschaft. Die Einschätzungen von Ökonomen zu dieser Entscheidung sind vielfältig und spiegeln die Unsicherheiten und Herausforderungen wider, mit denen die EZB konfrontiert ist.

Marktentwicklungen vor der Zinssenkung

Vor der Zinsentscheidung war der deutsche Aktienmarkt, gemessen am DAX, in einer Erholungsphase. Am Tag der EZB-Sitzung stieg der DAX um 1,2 Prozent auf 18.548 Punkte, unterstützt durch positive Impulse von den US-Technologiewerten. Diese Entwicklung zeigt, dass die Märkte die Zinssenkung bereits eingepreist hatten, wobei der Fokus der Anleger auf dem geldpolitischen Ausblick lag.

Die Experten von Index Radar wiesen darauf hin, dass der DAX sich in einer zähen Seitwärtsbewegung befindet und erst bei einem Anstieg über 18.650 Punkte neue Fantasie entfalten könnte. Jochen Stanzl von CMC Markets betonte, dass der DAX weiterhin mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert sei, und der Rückgang seit dem Rekordhoch der Vorwoche besorgniserregend sei.

Ökonomische Einschätzungen zur Zinssenkung

Michael Heise, Chefvolkswirt bei HQ Trust, kommentierte die Zinssenkung als angemessen und erwartet, dass bis zum Jahresende eine weitere Senkung folgen könnte. Er wies jedoch darauf hin, dass der Zinspfad für 2025 nicht so deutlich nach unten gehen wird, wie es die Finanzmärkte derzeit annehmen.

Thomas Gitzel von der VP Bank erklärte, dass die EZB weiterhin datenabhängig agieren werde. Die neuen volkswirtschaftlichen Projektionen werden im Dezember erwartet, was auch der Zeitpunkt für die nächste Zinssenkung sein könnte. Er betonte, dass die Ampeln für Zinssenkungen noch nicht auf grün stehen, da der Preisdruck im Dienstleistungssektor weiterhin hoch sei.

Carsten Brzeski von der ING Bank äußerte die Erwartung, dass die EZB das Tempo weiterer Zinssenkungen im nächsten Jahr erhöhen könnte, jedoch nicht in diesem Jahr. Dies liegt daran, dass die aktuellen Lohnverhandlungen und steigenden Verkaufspreiserwartungen auf eine gewisse Inflationszähigkeit hinweisen.

Risiken und Unsicherheiten

Die Analysten sind sich einig, dass die EZB vorsichtig agieren muss. Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg merkte an, dass die EZB vage blieb, was den weiteren Ausblick betrifft. Die Risiken für die Inflationsprojektion scheinen ausgeglichen zu sein, was für ein langsames Vorgehen spricht.

Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen betonte, dass die EZB sich nicht auf einen bestimmten Zinspfad festlegen wolle und die Entscheidungen datenabhängig bleiben sollten. Maximilian Kunkel von der UBS stellte fest, dass die Zinssenkung wenig überraschend war, jedoch die EZB trotz der fallenden Inflation nicht klarere Signale für zukünftige Zinssenkungen gegeben hat.

Auswirkungen auf den Markt

Die Zinssenkung könnte insbesondere den Werten aus der zweiten und dritten Reihe zugutekommen, die stärker auf das europäische Geschäft angewiesen sind. CMC-Analyst Stanzl erklärte, dass der Mittelstand von günstigeren Fremdkapitalbedingungen profitieren könnte. Die anstehende Phase mehrerer Leitzinssenkungen sollte insgesamt den geldpolitischen Unterbau des Aktienmarktes festigen, vorausgesetzt, die Konjunktur kühlt nicht zu stark ab.

Fazit

Die EZB-Zinsentscheidung vom 12. September 2024 zeigt die Herausforderungen, vor denen die europäische Geldpolitik steht. Während die Zinssenkung als notwendiger Schritt angesehen wird, um die schwächelnde Wirtschaft zu unterstützen, bleibt die Unsicherheit über den weiteren geldpolitischen Kurs bestehen. Die Reaktionen der Ökonomen verdeutlichen, dass eine vorsichtige und datengestützte Herangehensweise erforderlich ist, um die Preisstabilität zu gewährleisten und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum zu fördern.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die wirtschaftlichen Indikatoren entwickeln und welche Auswirkungen die geldpolitischen Maßnahmen der EZB auf die Märkte haben werden.

Quellen: Finanzen.net, Tagesschau, Wirtschaftswoche.

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