Hisbollah signalisiert Kampfbereitschaft nach Tod von Anführer Nasrallah im Libanon

September 30, 2024
30.09.2024
4 Minuten
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Die Hisbollah bekräftigt ihre Kampfbereitschaft - Sorgen vor einer Bodenoffensive wachsen

Nach der Tötung des Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah im Libanon hat sich die Führung der islamistischen Miliz erstmals öffentlich geäußert und Israel ihre Kampfbereitschaft signalisiert. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim in einer im Fernsehen übertragenen Rede: "Wir wissen, dass der Kampf lang dauern könnte, und sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet. Wenn Israel sich entscheidet, eine Bodenoffensive zu starten: Wir sind bereit." Wer die Nachfolge von Nasrallah antreten wird, ließ er offen. Die humanitäre Lage im Libanon spitzt sich derweil weiter zu.

Die israelische Armee hatte den Generalsekretär der vom Iran unterstützten schiitischen Hisbollah am Freitag im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Berichten zufolge soll eine Formation von mindestens zehn Kampfjets rund 80 Tonnen Bomben auf einen Häuserblock abgeworfen haben, unter dem sich das unterirdische Hauptquartier der Schiitenmiliz befand. Bei dem Einsatz kamen neben Nasrallah mehr als ein Dutzend weitere Führungskräfte sowie ein iranischer General ums Leben - ein schwerer Schlag für Teheran und seinen Verbündeten in der Region.

Seit über einer Woche fliegt das israelische Militär Hunderte von Angriffen im Nachbarland. Aus Angst vor den Kämpfen sind mittlerweile Zehntausende Libanesen aus ihren Dörfern und Städten geflohen. Viele Menschen harren in der Hauptstadt Beirut aus, wo sie aufgrund fehlender Unterkünfte teilweise auf Matratzen an der Küstenpromenade schlafen. Die jüngste Eskalation dürfte bei vielen der rund 9 Millionen Einwohner Erinnerungen an den letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah vor 18 Jahren wachrufen.

Israels Verteidigungsminister deutet Bodeneinsatz im Libanon an

Israels Verteidigungsminister Joav Galant deutete am Montag einen möglichen Bodeneinsatz im Libanon an. Die Tötung Nasrallahs sei ein wichtiger Schritt gewesen, "aber noch nicht alles", sagte Galant bei einem Besuch gepanzerter Truppen an der Nordgrenze. "Wir werden alle unsere Fähigkeiten einsetzen." Die gepanzerten Truppen seien dabei "Teil der Anstrengung".

Ziel sei es weiterhin, die Rückkehr von 60.000 Israelis zu ermöglichen, die seit Monaten aufgrund der Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden. Man sei bereit, dafür "jede Anstrengung zu unternehmen" und Truppen in der Luft, auf See und am Boden einzusetzen.

Zu einem Bericht des "Wall Street Journal", wonach israelische Spezialkräfte bereits kleine, gezielte Vorstöße in den Süden des Libanons unternommen haben sollen, äußerte sich die Armee nicht. Ziel der Vorstöße soll es laut dem unbestätigten Bericht sein, eine Bodenoffensive vorzubereiten, möglicherweise bereits in dieser Woche.

Gegenseitiger Beschuss hält an

Trotz der Tötung zahlreicher Führungsmitglieder setzte die Hisbollah ihre Angriffe fort. Nach Angaben der israelischen Armee gab es in der Stadt Safed am Montag erneut Raketenalarm. Der Armeesender berichtete, mehrere Raketen seien auf die Stadt abgefeuert worden. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte oder Sachschaden.

Die Armee teilte zudem mit, ein israelisches Raketenboot habe eine Drohne abgefangen, die im Norden über israelischen Gewässern im Mittelmeer geflogen sei. Der Armeesender berichtete, man gehe davon aus, dass die Drohne auf die Karisch-Gasplattform abzielte, aus israelischer Sicht ein strategisches Ziel. Israel und der Libanon hatten sich vor zwei Jahren auf ein Gas-Abkommen und den Grenzverlauf geeinigt.

Anführer der islamistischen Hamas im Libanon getötet

Die israelische Armee tötete im Libanon auch einen Anführer der islamistischen Hamas, gegen die Israel seit fast einem Jahr im Gazastreifen kämpft. Fatah Scharif Abu al-Amin sei gemeinsam mit weiteren Familienmitgliedern in seinem Wohnort nahe Tyros ums Leben gekommen, hieß es weiter in der Mitteilung. Es handele sich um den Anführer der Hamas im Libanon.

Auch in Beirut gab es einen neuen Angriff. Die Gruppe Volksfront zur Befreiung Palästinas teilte mit, drei ihrer Anführer seien bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Israel habe die Gruppe im vorwiegend sunnitisch bewohnten Viertel Kola in Beirut angegriffen. Unter den Toten ist demnach unter anderem der PFLP-Militärkommandeur im Libanon. Israel, die EU und die USA stufen die PFLP als Terrororganisation ein.

UN: Bereits 100.000 Menschen aus dem Libanon nach Syrien geflohen

Nach UN-Angaben sind seit Beginn der massiven israelischen Luftangriffe im Libanon bereits rund 100.000 Menschen nach Syrien geflohen. 60 Prozent seien Syrer, die einst im Libanon Zuflucht gesucht hatten, 40 Prozent Libanesen, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. Nach den Bombenangriffen am Freitag verdoppelte sich demnach die Zahl der Flüchtenden am nordwestlichen Grenzübergang Richtung Homs in Syrien. Die meisten Menschen fliehen aber über den Grenzübergang rund 70 Kilometer südwestlich von Beirut Richtung Damaskus.

Rund 1.800 Deutsche im Libanon auf Krisenvorsorgeliste

Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich noch rund 1.800 deutsche Staatsangehörige im Libanon befinden. Eine entsprechende Zahl habe sich auf der Krisenvorsorgeliste Elefand des Auswärtigen Amts registriert, sagte ein Ministeriumssprecher.

Der Krisenstab der Bundesregierung hat nach Angaben des Sprechers am Freitag und Samstag die Entwicklung der Lage bewertet. Nachdem der Flughafen in Beirut, wenn auch mit drastisch eingeschränktem Flugbetrieb, ebenso noch offen sei wie der Flughafen Tel Aviv, unterstütze das Auswärtige Amt, wenn nötig, deutsche Staatsangehörige bei der Ausreise. "Aber wir sind explizit nicht in einem Evakuierungsszenario".

Iran schickt Berater in Hisbollah-Büro in Teheran

Iran gilt als wichtigste Unterstützer der Hisbollah im Libanon. Nach der Tötung von Nasrallah dürfte Teheran auch bei der Neuausrichtung der Organisation eine Rolle spielen. So erschienen in den vergangenen Tagen hochrangige Berater und Politiker in der Teheraner Vertretung der Organisation, wie iranische Medien berichteten. Unter ihnen waren etwa Präsident Massud Peseschkian, Geheimdienstminister Ismail Chatib sowie der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Abdolrahim Mussawi. In den vergangenen Jahrzehnten hatte Irans Staatsführung die Organisation politisch und militärisch mit aufgebaut.

Quelle: dpa-AFX

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